ASV will langfristig oben mitmischen

(Schorndorfer Nachrichten 05. Juli 2018)

Einiges getan hat sich bei den Ringern des ASV Schorndorf nach dem Aufstieg in die Regionalliga, die zweithöchste Klasse. Geführt wird der Club nun von drei gleichberechtigten Vorsitzenden, Mitglied Sedat Sevsay wird voraussichtlich zudem die erste Mannschaft coachen. Oberstes Ziel ist es, sich langfristig unter den deutschen Topteams zu etablieren.

Eine Plauderei mit Sedat Sevsay, im Vorstand zuständig für die Aktiven und den Leistungssport, ist ein Vergnügen. Aber auch anstrengend: Der 45-Jährige schüttet mit sanfter Stimme ein solch gewaltiges Füllhorn an Zahlen, Zielen, Plänen, Träumen und Wünschen aus, dass man gedanklich kaum hinterherkommt. So viele Ideen habe er für die Vereinsarbeit, aber nie genug Zeit, um das alles anzugehen. Jedenfalls sei der Verein schon jetzt sehr gut aufgestellt. Die Fakten bestätigen das. Seit 2012 – zwei Jahre zuvor hatte sich der ASV wegen Finanzproblemen freiwillig aus der 2. Bundesliga zurückgezogen – ist die erste Mannschaft viermal aufgestiegen und nun wieder in der zweithöchsten Klasse (inzwischen Regionalliga) angekommen. Zudem kletterte Team II im vergangenen Jahr in die Landesklasse. Doch anders als früher, in schlimmer Erinnerung ist die aus Misswirtschaft entstandene sechsstellige Schuldensumme nach der Erstliga-Katastrophe von 2002, steht der ASV diesmal laut Sevsay nicht auf wackligen Beinen. Den Wettkampf-Etat für beide aktive Schorndorfer Mannschaften beziffert er auf 70- bis 80 000 Euro. Diese Summe könne der Verein dank sehr vieler privater Gönner und Sponsoren stemmen. Zudem drehe Schatzmeisterin und Vorstandsmitglied Elke Scherer gut schwäbisch jeden Euro um, wie Sevsay schmunzelnd betont. Außerdem habe der ASV Kosten reduziert, etwa mit der Gründung einer eigenen Werbeagentur für die Sponsoren-Akquise und -Pflege. Besonders stolz ist Sevsay auf das aufpolierte Image des ASV, das ebenfalls Geld in die Kasse spült. „In der letzten Saison gab es bei den Zuschauerzahlen eine Steigerung von 30 Prozent, in der davor waren es auch schon 25.“ Zudem sei die Mitgliederzahl von rund 300 auf 350 gestiegen. Hier sieht Sevsay noch viel Luft nach oben. Als Hauptgrund für den Aufwärtstrend nennt er die neue Ausrichtung des Vereins. Einst hatte der Club den Ruf, die Jugendarbeit zu vernachlässigen und zwar hochklassigen Sport zu bieten, allerdings hauptsächlich mit Hilfe von aus dem Ausland eingeflogenen Spitzenringern. Oft war der Zuschauerzuspruch mangels Identifikationsfiguren mau. Inzwischen haben die Schorndorfer unter Führung des dritten Vorstandsmitglieds Andreas Kusche und seiner Frau Christina als Jugendleiterin den Nachwuchsbereich kräftig ausgebaut. Zudem versucht der Club, so viele deutsche Perspektivringer wie möglich auf die Matte zu bringen. Die zweite Mannschaft soll zum Sprungbrett für die erste werden Mit den im Verein großgewordenen Toptalenten Jello Krahmer – Sevsays Sohn – und Ilja Klasner gibt es zwei Aushängeschilder, zudem sind vier Jugendringer im Landeskader: Alexander Peil, Stefan Moser sowie Michael und Alexander Buss. „Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern“, freut sich Sevsay. „Das Schöne ist, dass wir jetzt mit der zweiten Mannschaft auch mit eigenen Leuten ringen können.“ Ziel sei es, das Team bald als Sprungbrett für die erste Mannschaft nutzen zu können. Ein Aufstieg in die Landesliga wäre deshalb „wünschenswert“. Auch in den sozialen Medien ist der ASV sehr aktiv. Bei einer im Netz veröffentlichten Szene mit einem Wurf von Jello Krahmer habe es 17 000 Zugriffe gegeben. Wie jeder Verein muss der ASV Schorndorf allerdings auch mit Problemen kämpfen. Ende Februar gab der erst vor der vergangenen Saison gekommene Meistertrainer Patric Nuding überraschend bekannt, aufgrund eines Jobangebots nach Mainz zu ziehen und den dortigen Erstligisten ASV zu coachen. Zu allem Überfluss nahm er auch noch zwei Spitzenringer mit, die im Schorndorfer Oberliga-Team wie auch der ebenfalls gegangene Markus Knobel (zum Bundesligisten RC Merken) in jeweils zwei Gewichtsklassen eingesetzt werden konnten: Yasin Yeter und Ruhullah Gürler. Sauer sei er nicht auf seinen alten Kumpel Nuding gewesen, sagt Sevsay. „Aber ein bisschen ernüchtert war ich schon.“ Einen hochklassigen, modernen Trainer zu finden, sei sehr schwierig. Das Vorstandsmitglied geht deshalb davon aus, die ASV-Ringer in der kommenden Regionalliga-Saison selbst coachen zu müssen. Was den Kader angeht, auch Dara Nisi sowie Rando und Jago Sauter haben den Verein verlassen, habe der ASV aus der Not eine Tugend gemacht: „Aus meiner Sicht haben wir uns noch mal verbessert und außerdem das Durchschnittsalter massiv gesenkt.“ Geholt wurden acht Ringer, sieben sind noch sehr jung. Nur einer der Neuzugänge hat keinen deutschen Pass (siehe unten). Einige seien sogar von selbst mit Wechselabsichten auf den ASV zugekommen, so Sevsay. Der Coach ist davon überzeugt, dass das junge Team sehr viel Entwicklungspotenzial hat, der ASV wolle sich langfristig in Topligen etablieren. „Ich könnte mir schon vorstellen, 2020 in die Bundesliga aufzusteigen“, sagt Sedat Sevsay. Das dürfe aber kein finanzielles Risiko sein. Der ASV ist ein gebranntes Kind, denselben Fehler will er auf keinen Fall noch mal machen.

Jello Krahmer (blaues Trikot) ist eines der Aushängeschilder des ASV Schorndorf und wird eine der Säulen im Regionalliga-Team sein.

Jello Krahmer (blaues Trikot) ist eines der Aushängeschilder des ASV Schorndorf und wird eine der Säulen im Regionalliga-Team sein.

Acht Neuzugänge beim ASV Schorndorf

  • Der ASV Schorndorf hat nach dem Aufstieg in die Regionalliga und Landesklasse acht Neuzugänge geholt, sieben Deutsche und einen Schweizer. Laut Vorstandsmitglied und Coach Sedat Sevsay sei das Budget für den Kader im Vergleich zum Vorjahr sogar etwas gesenkt worden.
  • Vier Neuzugänge seien Hochkaräter: Alexander Ginc (20 Jahre, bis 57 Kilogramm Griechisch-Römisch, vom Erstligisten RV Lübtheen, Zweiter der Männer-DM 2018), Viktor Lyzen (21, bis 61 kg Freistil, Erstligist KSV Köllerbach, Deutscher Männer-Meister 2017, Fünfter der U-23-EM 2018), Flavio Freuler (21, bis 71 kg GR, RC Oberriet-Grabs/Schweizer Liga, mehrfacher Schweizer Meister, Zehnter der Männer-WM 2017) und Karan Mosebach (21, bis 80 kg GR, Erstligist RV Lübtheen, Zweiter der Männer-DM 2018).
  • Hinzu kommen Toni Jilke (20, bis 75 kg GR, Landesligist KVA Remseck, Zweiter der Kadetten-DM 2014), André Winkler (18, bis 75 kg FR, Oberligist KG Fachsenfeld/Dewangen, Zweiter der Junioren-DM 2018), Abdullah Adiguzel (18, bis 86 kg FR, Oberligist SV Triberg, Deutscher Kadetten-Meister 2017, Dritter der Junioren-DM 2018) sowie Routinier Bogdan Zaharia (31, bis 66 kg GR, Verbandsligist AV Hardt).

Keine Kommentare zu "ASV will langfristig oben mitmischen"


    Kommentar verfassen