Saisonende für die Spartaner

  • Lucas Lazogianis

Das Wunder von Schorndorf ist ausgeblieben. Nach der 9:16-Niederlage im Hinkampf unterlagen die Ringer des ASV Schorndorf auch im Rückkampf in der heimischen Grauhalde mit 9:14 gegen den SV Wacker Burghausen. Damit ist für den Deutschen Vizemeister des Vorjahres in dieser Saison bereits im Viertelfinale der Bundesliga-Playoffs Endstation.

Obwohl das Ergebnis am Ende eindeutig war, kamen die Fans in der aus allen Nähten platzenden Sporthalle Grauhalde voll auf ihre Kosten. Beide Teams packten ihr Tafelsilber aus und schickten bis auf wenige Ausnahmen die Creme de la Creme ihrer Athleten auf die Matte – sehr zur Freude der Zuschauer, die Ringkämpfe auf höchstem Niveau geboten bekamen.

Gleich zum Beginn machte der zweifache Weltmeister Eldeniz Azizli kurzen Prozess mit dem Burghausener Fabian Schmitt. Der EM-Dritte von 2019 hatte gegen den Aserbaidschaner in Schorndorfer Diensten keine Chance und musste schon nach etwas mehr als zwei Minuten dessen technische Überlegenheit anerkennen.

Das Highlight des Abends für die Fans war der 5:4-Sieg von Jello Krahmer gegen Erik Thiele im Freistil bis 130 Kilogramm. Dass der Schorndorfer Sieggarant einen Kampf für sich entscheidet, ist an sich noch nichts Besonderes. Doch Krahmer ist ausgewiesener Spezialist in der Stilart Griechisch-Römisch und machte bisher weite Bögen um einen stilartfremden Einsatz im Freistil. Doch am Samstagabend feierte der 28-Jährige seine Freistil-Premiere, drehte gegen Erik Thiele einen 0:3-Rückstand und gewann, frenetisch vom tobenden Publikum gefeiert, mit 5:4.

Da Burak Demir jedoch gegen Welt- und Europameister Arsen Harutyunyan auf verlorenem Posten war, schwanden bereits nach dem dritten Kampf die Hoffnungen auf das beschworene Wunder, schrumpfte der 5:0-Vorsprung doch mit einem Schlag auf 5:4.

Lucas Lazogianis rang zwar Ramsin Azizsir mit 4:3 nieder, doch war der eine gewonnene Mannschaftspunkt zu wenig für den ASV, um sich weiter als auf 6:4 absetzen zu können. Zumal im letzten Kampf der ersten Halbzeit Razvan Arnaut gegen Witalis Lazovski mit 0:8 unterlag, was den Gästen aus Oberbayern eine 7:6-Pausenführung einbrachte.

Akhmed Aibuev brachte den ASV mit seinem 5:0-Sieg gegen Eduard Tatarinov zum letzten Mal an diesem Abend in Front (8:7).

Einen Weltklasse-Freistilkampf bekamen die Zuschauer dann beim Duell des EM-Dritten Islam Dudaev gegen den Europameister und WM-Dritten Iszmail Muszukajev zu sehen. Wie Raubkatzen belauerten sich der Albaner und der Ungar minutenlang, um dann im entscheidenden Moment zuzuschlagen. Herausgekommen ist ein 2:2-Unentschieden, bei dem der Burghausener Muszukajev aufgrund einer Zweier-Wertung den Teampunkt zugesprochen bekam.

Als sich Youngster Florian Levy gegen den ehemaligen Schorndorfer Idris Ibaev nach 47 Sekunden vorzeitig geschlagen geben musste, war das Saisonende des ASV Schorndorf besiegelt. Beim Stand von 8:12 und noch zwei ausstehenden Kämpfen hatten die Gastgeber keine Chance mehr, den in Addition Elf-Punkte-Rückstand noch wettzumachen.

Im vorletzten Kampf unterlag Ruslan Kudrynets gegen Michael Widmayer mit 1:4. Shamil Ustaev beendete die ASV-Saison mit einem 3:2-Punktsieg gegen Rasul Altemirov.

„Wir haben in diesem Viertelfinale 20 hochklassige Kämpfe gesehen, aus denen Wacker Burghausen als verdienter Sieger hervorgegangen ist. Burghausen war uns in dieser Saison einen Schritt voraus“, erkannte ASV-Coach und -Vorstand Sedat Sevsay an. Auch Jörg Sänger zollte dem verdienten Sieger, der zum sechsten Mal in Folge im Halbfinale steht, seinen Respekt: „Wir mussten uns dem stärksten Team dieser Saison geschlagen geben. Burghausen wird in dieser Konstellation den Titel holen, da bin ich mir sicher.“

Einig war sich das Schorndorfer Trainergespann mit dem Gegner, was den diesjährigen Playoff-Modus angeht. „Die Auslosungsmodalitäten in diesem Jahr waren nicht richtig“, schickte Wacker-Ringerchef Jürgen Löblein kritische Worte in Richtung Deutschem Ringer-Bund. „Schorndorf ist eines der besten Teams der Liga und hätte den Halbfinaleinzug genauso verdient. Es darf nicht sein, dass zwei so starke Mannschaften schon in der ersten Runde aufeinandertreffen.“

Beim ASV haben parallel zu den Playoffs schon lange die Vorbereitungen auf die neue Saison begonnen. „Wir haben in vier Jahren Bundesliga dreimal die Playoffs erreicht. Und das wird auch im kommenden Jahr unser Minimalziel sein“, erklärte Sedat Sevsay. „Uns ist es wichtig, dass wir nachhaltig arbeiten. Deshalb haben wir bereits mit den meisten Athleten verlängert. Unsere Deutsch-Achse steht bereits und wir haben ergänzend einige namhafte Neuzugänge unter Vertrag genommen.“

Für die ASV-Fans, die ihr Team trotz des Ausscheidens feierten, beginnt nun eine lange, neun Monate dauernde Ringkampfpause – jedoch nicht, ohne dass Sedat Sevsay über das Hallenmikrofon noch lobende Worte in Richtung Tribüne schickte: „Das Publikum war in dieser Saison wieder sensationell und wir sind auf dem besten Weg, dass wir gemeinsam das Ringen im Rems-Murr-Kreis wieder richtig groß machen.“

ASV Schorndorf – SV Wacker Burghausen:

57 kg GR: Azizli – Schmitt 16:0 TÜ (4:0).
130 kg FR: Krahmer – Thiele 5:4 PS (5:0).
61 kg FR: Demir – Harutyunyan 0:15 TÜ (5:4).
98 kg GR: Lazogianis – Azizsir 4:3 PS (6:4).
66 kg GR: Arnaut – Lazovski 0:8 PS (6:7).
86 kg FR: Aibuev – Tatarinov 5:0 PS (8:7).
71 kg FR: Dudaev – Muszukajev 2:2 PS (8:8).
80 kg GR: Levy – Ibaev 0:16 TÜ (8:12).
75 kg GR: Kudrynets – Widmayer 1:4 PS (8:14).
75 kg FR: Ustaev – Altemirov 3:2 PS (9:14).

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