Schmerzliche Niederlage für die Ringer des ASV Schorndorf zum Start in die Playoffs

  • Jello Krahmer

13:12 – dieses Ergebnis hatte sich das Trainerduo Sedat Sevsay und Jörg Sänger für den Viertelfinal-Hinkampf ihres Teams in Burghausen anhand der Aufstellungen als realistisches Ergebnis ausgerechnet. „Wir hatten drei Schlüsselkämpfe ausgemacht, die wir für dieses Ergebnis hätten gewinnen müssen. Leider haben sowohl Georgios Scarpello als auch Ertugrul Agca und Zakarias Berg diese knapp verloren“, verriet Jörg Sänger. Der ASV war bei der Aufstellung all-in gegangen, der erste taktische Kniff ging voll auf. Weltmeister Eldeniz Azizli, eigentlich ein Griechisch-Römisch-Spezialist, trat im Freistil bis 57 Kilogramm stilartfremd gegen den Burghausener Punktgaranten Givi Davidovi an. Mit einer Kopfklammer nach fünfeinhalb Minuten drehte der Aserbaidschaner einen 1:3-Rückstand in einem 5:3-Sieg. Jello Krahmer bekam es in seinem ersten Bundesliga-Kampf seit Ende Oktober mit dem wesentlich leichteren Wacker-Eigengewächs Kürsat Bekir Zihin zu tun – kein Problem für das ASV-Aushängeschild, das nach nicht mal eineinhalb Minuten einen Schultersieg feierte. „Die positive Energie aus dem 5:0-Vorsprung wollten wir in die nächsten Duelle mitnehmen, aber dann ist etwas passiert, was wir so bisher noch nie hatten: Wir haben sieben Kämpfe am Stück verloren“, schüttelte Jörg Sänger den Kopf. Georgios Scarpello musste sich dem Routinier Fabian Schmitt beugen und brachte sich dabei durch eine Verwarnung selbst auf die Verliererstraße. Der erste Schlüsselkampf ging mit 1:4 verloren und bescherte den Gastgebern zwei Mannschaftspunkte. Ertugrul Agca verkaufte sich im zweiten zentralen Duell gegen Erik Thiele sehr gut und konnte bis 15 Sekunden vor Kampfende ein 3:3 halten, eher er eine weitere Wertung zum 3:4 kassierte. In der Hauptrunde hatte er gegen Thiele noch mit 0:7 verloren. Eine ungewohnte vorzeitige Niederlage musste Georgi Vangelov einstecken. Der Olympia-Fünfte von 2021 fand gegen den zweifachen Europameister Arsen Harutyunyan überhaupt nicht in den Kampf. Nach 4.27 Minuten musste er die technische Überlegenheit seines Gegners anerkennen. Das armenisch-bulgarische Duell war zwar nicht als Schlüsselkampf ausgemacht worden, die vier Teampunkte für Burghausen waren aber alles andere als eingeplant. Da zum Beginn der zweiten Halbzeit Zakarias Berg beim 1:1 gegen Roland Schwarz aufgrund der letzten Wertung einen weiteren Zähler abgab, standen die Zeichen spätestens jetzt, beim Stand von 8:5 für Burghausen, auf Niederlage. Razvan Arnaut unterlag in der Folge gegen Witalis Lazovski mit 0:11, Babajan Ahmadi verlor gegen Vize-Europameister Zelimkhan  Khadjiev vorzeitig, und Shamil Ustaev zog gegen Rasul Altemirov mit 5:6 den Kürzeren. Erst als der ASV schon aussichtslos mit 5:16 zurücklag, beendete Ruslan Kudrynets die schwarze Schorndorfer Serie mit einem Überlegenheitssieg gegen Mansur Dakiev und stellte das Endergebnis damit auf 16:9. „Man kann das Ergebnis nicht schönreden und uns ist bewusst, dass ein Sieben-Punkte-Rückstand gegen einen Gegner wie Burghausen fast uneinholbar ist“, sagte Jörg Sänger. „Aber wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken und am nächsten Samstag nochmal alle Register ziehen, um das Unmögliche vielleicht doch noch möglich zu machen. Burghausen sollte sich nicht zu sehr auf dem Vorsprung ausruhen.“ Einmal mehr stellte sich am Samstagabend die Frage nach der Sinnhaftigkeit des vom Deutschen Ringer-Bund vorgegebenen Playoff-Modus. Die Tatsache, dass zwei Spitzenteams auf derselben Bundesliga-Staffel schon im Viertelfinale aufeinandertreffen, wirft Fragen auf. Noch in der vergangenen Saison, als sich die Playoff-Paarungen anhand der Tabellenposition in den beiden Staffeln ergeben hatten und die Duelle über Kreuz ausgetragen wurden, wäre eine solche Konstellation nicht möglich gewesen. Auch die Terminierung am Abend vor dem 24. Dezember sorgte sowohl beim ASV Schorndorf als auch beim SV Wacker Burghausen für Kopfschütteln. „Für unsere Sportler ist es eine Zumutung, dass sie die Nacht vor Heiligabend im Bus verbringen müssen und erst im Lauf des Tages todmüde zu ihren Familien stoßen können. Und dem SV Wacker Burghausen sind viele Einnahmen entgangen, weil nur 700 Zuschauer zu einem Kampf gekommen sind, bei dem an jedem anderen Datum mindestens 1500 in der Halle gewesen wären“, so Jörg Sänger. Ein Tag vor Silvester kommt es nun am nächsten Samstag zum Rückkampf in der Schorndorfer Grauhalde. Noch gibt es einige wenige Tickets, doch erwartet der ASV ungeachtet des Ergebnisses aus dem Hinkampf ausverkauftes Haus.

SV Wacker Burghausen – ASV Schorndorf

57 kg FR: Davidovi – Azizli 3:5 PS (0:1).
130 kg GR: Zihin – Krahmer 0:4 SS (0:5).
61 kg GR: Schmitt – Scarpello 4:1 PS (2:5).
98 kg FR: Thiele – Agca 4:3 PS (3:5).
66 kg FR: Harutyunyan – Vangelov 15:0 TÜ (7:5).
86 kg GR: Schwarz – Berg 1:1 PS (8:5).
71 kg GR: Lazovski – Arnaut 11:0 PS (11:5).
80 kg FR: Khadjiev – Ahmadi 17:2 TÜ (15:5).
75 kg FR: Altemirov – Ustaev 6:5 PS (16:5).
75 kg GR: Dakiev – Kudrynets 0:15 TÜ (16:9).

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