Erste Heimniederlage zum Rückrundenauftakt der Spartaner gegen die Eagles aus Lichtenfels
I. Bundesliga Ost: ASV Schorndorf – AC Lichtenfels 13:14 (6:5)
„Heute ist das passiert, wovor Sedat Sevsay und ich lange mit erhobenem Zeigefinger gewarnt hatten“, zuckte Jörg Sänger am Samstagabend um kurz nach halb zehn mit den Schultern. „Wir waren nicht zu hundert Prozent konzentriert und haben viele kleine Punkte liegen lassen. Und dann kam auch noch Pech dazu“, analysierte der Coach des ASV Schorndorf die so nicht unbedingt erwartete 13:14-Heimniederlage in der Ringer-Bundesliga Ost gegen den AC Lichtenfels. Schon im ersten Kampf des Abends tat sich Weltmeister Eldeniz Azizli gegen den passiv ringenden Ömer Halis Recep schwer. Zwar gewann der Aserbaidschaner 8:0 und sicherte seinem Team damit drei Mannschaftspunkte, doch hatte man sich beim ASV mehr ausgerechnet – zumal man im Freistil bis 130 Kilogramm keinen Ringer stellte und damit kampflos vier Zähler abgab, was viele Zuschauer nicht fassen wollten. „Eigentlich hätte hier Ertugrul Agca zum Einsatz kommen sollen, doch ist er nach seiner Teilnahme an der U23-WM noch platt und brauchte eine Pause“, erklärte Jörg Sänger. Der erste für die Niederlage vorentscheidende Kampf fand in der Freistil-Klasse bis 61 kg statt. Georgi Vangelov hätte beim 1:1 gegen Ahmet Duman aufgrund der letzten Wertung einen Punkt für sein Team geholt, doch musste er zwei Sekunden vor Kampfende die Matte verlassen, wodurch Duman noch 2:1 gewann und der Zähler auf das Konto der Gäste ging. Dass der Dritte der U23-WM, Lucas Lazogianis bei seinem ersten Einsatz für den ASV gesundheitlich angeschlagen war, sorgte in einem weiteren Schlüsselkampf für ein anderes Ergebnis als erwartet. Zwar feierte der 22-Jährige gegen den leichteren Hannes Wagner einen 5:3-Sieg, doch dieser brachte dem Team nur einen Zähler ein. Razvan Arnaut sorgte im fünften Kampf des Abends dafür, dass der ASV trotz der bis dahin dürftigen Punkteausbeute mit einer 6:5-Führung in die Pause ging. Er gewann bei seinem Saisondebut 8:5 gegen den 3. Europameister Abu-Muslim-Aptievich Amaev. Zum Start in die zweite Hälfte mauserte sich einmal mehr Ahmed Dudarov zum ASV-Schrecken. Der EM-Dritte von 2019, der bereits im letztjährigen DM-Finale – damals noch im Trikot des ASV Mainz – mit Siegen gegen Ahmet Aibuev und Ertugrul Agca einen maßgeblichen Anteil an der Schorndorfer Niederlage hatte, besiegte Osman-Kubilay Cakici mit 6:3. Mit einer Knieverletzung musste Dawid Wolny seinen Kampf gegen Andre Clarke vorzeitig aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits mit 0:7 zurückgelegen. „Dawid wurde mittlerweile untersucht und wir hoffen, dass die Verletzung nicht so schwer ist, denn sonst müssen wir unser Team für die nächsten Wochen komplett umbauen“, so Coach Jörg Sänger. Youngster Tom Maik Stoll war gegen den erfahrenen Maximilian Schwabe anfangs auf verlorenem Posten. Doch obwohl alles auf einen Überlegenheitssieg seines Gegners hindeutete, konnte der 19-Jährige beim 2:14 die volle Punktzahl für Lichtenfels verhindern und sein Team im Spiel halten. Beim Stand von 6:14 für die Gäste war nach acht Kämpfen zwar kein Sieg mehr für den ASV Schorndorf möglich, eine Punkteteilung jedoch war aufgrund der Paarungen in den beiden verbleibenden Kämpfen wahrscheinlich. Doch diese Hoffnung löste sich im wahrsten Sinne des Wortes in Wasserdampf auf. Ruslan Kudrynets war auf dem besten Weg zu einem Überlegenheitssieg gegen Serdar Durmus, als es 40 Sekunden vor Kampfende beim Stand von 13:0 einen blinden Feueralarm in der Halle gab. Der Kampf musste unterbrochen werden, ehe die Feuerwehr die Sirene zum Schweigen brachte. Der Grund: die nicht ganz geschlossene Tür einer Gäste Dusche, aus der Wasserdampf zum nächsten Feuermelder zog, der daraufhin alle in Alarm versetzte. Als der Kampf nach 20-minütiger Pause fortgesetzt wurde, versuchte Ruslan Kudrynets zwar alles, um die noch nötige Zwei-Punkte-Wertung zu erzielen, doch hatte sich sein Gegner durch die Pause wieder so weiterholt , dass er den Überlegenheitssieg des Deutsch – Ukrainers verhinderte. Beim Stand von 9:14 war nun klar, dass der ASV die Matte als Verlierer verlassen würde. Der Turbosieg von Shamil Ustaev gegen Marcel Berger innerhalb von 31 Sekunden ließ die Niederlage nur noch etwas knapper aussehen. „Wir verfallen jetzt wegen der Niederlage nicht in Panik, auch wenn sie unnötig war. Man muss nicht alle Bundesligakämpfe gewinnen, um Deutscher Meister zu werden. Man muss nur die richtigen Kämpfe gewinnen“, philosophierte Jörg Sänger. Da Burghausen und Kleinostheim parallel ihre Kämpfe gewinnen konnten, ist der ASV Schorndorf in der Tabelle auf Rang drei zurückgefallen. Am nächsten Samstag geht es mit einem Auswärtskampf beim KSC Germania Hösbach weiter.
ASV Schorndorf – AC Lichtenfels:
57 kg GR: Azizli – Recep 8:0 PS (3:0).
130 kg FR: Kosciolek KL (3:4).
61 kg FR: Vangelov – Duman 1:2 PS (3:5).
98 kg GR:Lazogianis – Wagner 5:3 PS (4:5).
66 kg GR: Arnaut – Amaev 8:5 PS (6:5).
86 kg FR: Cakici – Dudarov 3:6 PS (6:7).
71 kg FR: Wolny – Clarke 0:7 AS (6:11).
80 kg GR: Stoll – Schwabe 2:14 PS (6:14).
75 kg GR: Kudrynets – Durmus 13:0 PS (9:14).
75 kg FR: Ustaev – Berger 15:0 TÜ (13:14)
Text: Scherlinzky / Kern
Foto: Günter Schmid
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