„Wir wollen zu den Topteams der Liga gehören“

Ringen Bundesliga Gruppe Ost: Saisonvorschau ASV Schorndorf von Sarah Schwellinger:

Von Belgrad nach Lichtenfels: Für einige Ringer des ASV Schorndorf ist das Realität. Aus Serbien kommen gleich zwei frischgebackene Weltmeister zurück, Ibrahim Ghanem und Schorndorfs Neuzugang Eldeniz Azizli hatten allen Grund zur Freude. Am Samstag startet nun die Bundesligasaison, der ASV reist zum Auftakt zum AC Lichtenfels. Für einen lief die WM nicht ganz so erfolgreich wie im Voraus ausgemalt, Schorndorfs Eigengewächs Jello Krahmer. Das Aus kam früher als gedacht, gegen Lingzhe Meng, den Weltranglistenfünften und amtierenden Vizemeister der Asiaspiele, zog Krahmer knapp den Kürzeren. „Sagen wir es so: Eine WM so kurz vor einer Olympiade ist etwas ganz anderes. Wenn bei einer ,normalen’ Weltmeisterschaft etwa 70 Nationen teilnehmen, dann waren es hier über 100. In allen Kategorien waren es insgesamt über 1100 Teilnehmer“, erzählt Sedat Sevsay, Trainer des ASV. Alle, die sich Hoffnungen machen, auf einer Olympiade anzutreten, versuchen, bei der WM ihr Ticket zu lösen und unter die ersten fünf zu kommen.

Olympia-Qualifikation: Zwei Chancen sind noch offen

Auch wenn Jello Krahmer nicht im ersten Anlauf das Ticket nach Paris gelöst hat, bleiben noch zwei weitere Möglichkeiten. „Wir wussten von Anfang an, es gibt drei Chancen. Die erste hat jetzt nicht funktioniert. Da ist jetzt auch keine Enttäuschung, das ist jetzt ein Teil eines Prozesses.“ Analysieren, Fehler ausmerzen, weiter an der Kondition und am Abwehrverhalten am Boden arbeiten und sich auf die nächste Chance im April konzentrieren. Spätestens im Mai gibt es dann die dritte und letzte Möglichkeit zur Olympia-Qualifikation. „Der Kopf wird jetzt nicht in den Sand gesteckt“, blickt Sevsay optimistisch in die Zukunft. Denn der Cheftrainer und ASV Vorstand ist schon wieder im Vorbereitungsfieber auf die anstehende, anstrengende Saison. „Da gibt’s jetzt keine besonders lange Verschnaufpause, insbesondere für Jello tut mir das ein bisschen leid“, sagt er über seinen Stiefsohn, der in diesem Jahr in Trainingslagern in der Türkei, Finnland und Aserbaidschan, jetzt bei der WM in Serbien war. „Er hätte eigentlich eine Pause nach der WM und der harten Vorbereitung verdient.“ Stattdessen muss das Schwergewicht gleich wieder in der Hinrunde im griechisch-römischen Stil ran. Wenn in der Rückrunde dann in seiner Gewichtsklasse im Freistil gekämpft wird, kann der 27-Jährige auch mal frei machen. Am Samstag startet Jello Krahmer also mit dem ASV Schorndorf in die fünfte Bundesligasaison seit dem Wiederaufstieg. Und die erste nach dem verlorenen Finale gegen den ASV Mainz in der Stuttgarter Scharrena. Die Enttäuschung über den Vizemeistertitel hielt in Schorndorf aber nur kurz: „Kurz danach ist man natürlich enttäuscht, es hätte nach 48 Jahren die deutsche Meisterschaft werden können.“ Auch hier sieht Sevsay lieber das Positive, nämlich die Leistungskurve, die in den vergangenen Jahren steil bergauf ging. „Sie zeigt eine klare Tendenz. Und auch die Zuschauerzahlen gehen nach oben. Wir verkaufen jetzt auch Fanartikel. Da wächst richtig was zusammen.“ Es sei den Beteiligten wichtiger, den Ringkampfsport in Schorndorf wieder groß zu machen. „Wir wollen jetzt auch nicht den einen Titel ganz unbedingt haben, sondern nachhaltig arbeiten“, so der Coach. „Uns ist wichtiger, in den nächsten zehn Jahren eine Ära zu prägen und zu den Topteams der Liga zugehören. “Auch dieses Jahr will sich der ASV nicht verstecken und wieder angreifen. „Dieses Jahr wird ein immens schweres Jahr, gerade wegen Olympia.“ Namhafte Zugänge sind der frischgebackene Weltmeister Eldeniz Azizli und der deutsche Meister Lucas Lazogianis, der in Weilimdorf lebt und mit Jello Krahmer zusammen in der Sportfördergruppe und in der Nationalmannschaft
ist. „Es freut uns immer, wenn wir so einen Sportler aus der Region für uns gewinnen können“, bestätigt der Trainer. Auch wenn der Kader breit und gut aufgestellt ist, ist nicht klar, welcher Athlet bei welchem Kampf verfügbar sein wird. Es stehen noch eine Militär-Weltmeisterschaft, eine U-23-WM und weitere Qualis für Olympia aus. „Der ein oder andere könnte von seinem nationalen Verband für manche Bundesligakämpfe nicht die Freigabe bekommen“, erklärt Sevsay. Starke Konkurrenz gleich zum Auftakt Die Konkurrenz in der Bundesliga-Gruppe Ost ist stark. Zu den stärksten Teams der Liga gehört für Sevsay der viermalige deutsche Meister Burghausen, den der ASV letztes Jahr aus dem Halbfinale kickte. „Sie gehören nach wie vor zu den stärksten Teams und sie haben sich clevere Neuzugänge geholt – zwar nicht viele, aber punktuell. Und sie haben den Kern der Mannschaft behalten können.“ Als ebenfalls stark schätzt der Vorstand auch das Team aus Kleinostheim ein, das sein 100. Jubiläumsjahr feiert und es dementsprechend besonders wissen will. „Die haben sehr tief in die Tasche gegriffen und viele neue Transfers gemacht.“ Auch der erste ASV-Gegner AC Lichtenfels sei nicht zu unterschätzen: „Sie haben ein sehr starkes Team, könnten diese Saison vielleicht ein Geheimtipp sein.“ Doch Sevsay warnt davor, auch nur einen  Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Man muss jeden Kampf hochkonzentriert angehen, es gibt keine schwachen Gegner.“ Der Chefcoach erwartet in diesem Jahr ein Hauen und Stechen an der Spitze, an dem sich nicht der eine Favorit von vornherein klar absetzen wird. Mit einem straffen Programm starten die Schorndorfer. Nach dem Duell beim AC Lichtenfels gastiert am Dienstag gleich der KSC Germania Hösbach in der Grauhalde, bevor der ASV dann nach Markneukirchen fährt.

Der ASV Schorndorf Bundesliga-Kader:

Engin Cetin, 57 kg FR (TR); Eldeniz Azizli, 57 kg GR (AZ); Ahmet Alfaraj, 57 kg FR/GR (SY); Burak Demir, 61 kg FR (DE); Georgi Scarpello, 61 kg GR (DE); Georgi Vangelov, 66 kg FR (BG); Islam Dudaev, 66 kg FR (AL); Razvan Arnaut, 66 kg GR (RO); Alexander Schlee, 66 kg GR (DE); Dawid Wolny, 71 kg FR (DE); Anton Moser, 71 kg FR (DE); Ruslan Kudrynets, 71 kg GR (DE); Florian Levy, 71 kg Gr (DE); Shamil Ustaev, 75 kg FR (DE); Babajan Ahmadi, 75 kg FR (DE); Fazli Eryilmaz, 75 kg FR (TR); Iuri Lomadze,75 kg GR (GE); Ibrahim Ghanem, 75 kg GR (FR); Tom Stoll, 75 kg GR (DE); Benjamin Sezgin, 80 kg FR (DE); Kubilay Cakici, 80 kg FR (DE); Exauce Mukubu, 80 kg GR (NO); Johnny Just Bur, 80 kg GR ( FR); Akhmed Aibuev, 86 kg FR (FR); Zakarias Berg, 86 kg GR (SE); Ertugrul Agca, 98 kg FR (DE); Lucas Lazogianis, 98 kg GR (DE); Mohsen Siyar, 130 kg FR(IR); Jello Krahmer, 130 kg GR (DE).

Foto: Jens Körner

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