Der ASV Schorndorf steht im Finale ! ! !
Exauce Mukubu und Iuri Lomadze machen den Sack zu / Start der Mission „zweiter Stern“
Die Ringer des ASV Schorndorf haben es geschafft: Sie stehen im Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Auch wenn das Team von Headcoach Sedat Sevsay den Halbfinal-Rückkampf beim SV Wacker Burghausen mit 8:10 (1:5) verloren hat, reichte das Ergebnis am Ende für den ersten Schorndorfer Finaleinzug seit 48 Jahren. Der Vorsprung von sieben Punkten aus dem sensationellen 15:8 im Hinkampf verhalf den Remstälern in Addition beider Kämpfe zu einem 23:18-Sieg und damit zum Einzug ins Finale. Damit entthronte der ASV gleichzeitig den Titelverteidiger und Serienmeister SV Wacker Burghausen, der die letzten vier Meistertitel nach Oberbayern geholt hatte und als kaum zu schlagendes „Überteam“ gilt. Gegner im Finale ist der ASV Mainz 88, der sich im Halbfinale gegen den SC Kleinostheim durchsetzte. Bereits am kommenden Samstag wird der ASV Schorndorf nach Rheinhessen reisen, um im Hinkampf des Finales eine möglichst gute Grundlage für den Rückkampf am 11. Februar zu legen. Dieser wird dann nicht wie gewohnt in der Schorndorfer Grauhalde stattfinden, sondern in der Stuttgarter SCHARRena. „Das Duell Schorndorf gegen Burghausen wurde nicht umsonst überall als vorgezogenes Finale angesehen. Hier sind heute wieder die beiden besten Mannschaften der Bundesliga aufeinander getroffen und haben Ringkampfsport auf allerhöchstem Niveau geliefert. Am Ende hatten wir die hungrigere Mannschaft, die unbedingt den Sprung ins Finale schaffen wollte“, sprudelte es aus Sedat Sevsay heraus. „Dass wir nun im Finale ausgerechnet auf Mainz treffen, ist ein Wink des Schicksals. Denn bei unserem bislang einzigen Titelgewinn 1975 waren auch die Mainzer unser Gegner.“ Bis der Finaleinzug am Ende perfekt war, mussten Sedat Sevsay und sein Team jedoch zehn nervenaufreibende Kämpfe hinter sich bringen, die fast alle auf des Messers Schneide gestanden waren. „Hurra, hurra, die Schorndorfer sind da“ und „Hier regiert der ASV“ – die Sprechchöre der rund 70 mitgereisten Fans hallten schon lange vor Beginn durch die Burghausener Sportparkhalle. Beflügelt von den Anfeuerungen startete Georgios Scarpello famos gegen Fabian Schmitt, gegen den er in der Bundesliga-Hauptrunde noch mit 2:8 verloren hatte. Erst brachte der 20-Jährige seine erste Bodenlage unbeschadet über die Runden, ehe er seinen Gegner bei dessen erster Passivität durchdrehte und mit 3:1 in Führung ging. Bis drei Sekunden vor dem Schlussgong hielt seine Führung an, ehe Scarpello eine Verwarnung bekam wegen Finger blockieren und Schmitt aus dem 1:3 noch einen 4:3-Sieg machte und für sein Team den ersten Mannschaftspunkt holte. Ähnlich eng ging es im Schwergewicht bis 130 Kilogramm zu, wo mit Erik Thiele und Ertugrul Agca zwei Athleten aufeinander trafen, die normalerweise 98 kg ringen. Wie schon beim direkten Duell vor einer Woche landete Thiele einen knappen Sieg (3:1). Auch in den nächsten beiden Kämpfen konnte sich keiner der Akteure entscheidende Vorteile verschaffen. Vladimir Egorov gewann gegen Ramzan Awtaew mit 2:0, ebenso holte Felix Baldauf gegen Ramsin Azizsir mit 2:0 den ersten Teampunkt für den ASV. Was dabei auffällig war: Scarpellos anfänglicher Durchdreher gegen Fabian Schmitt war die einzige Wertung in den ersten vier Kämpfen, die durch eine Aktion auf der Matte entstanden war. Alle anderen Punkte kamen entweder durch Passivitätsstrafen oder Verwarnungen zustande. Dies sollte sich im letzten Duell vor der Pause ändern. Ruslan Kudrynets hielt lange mit dem Deutschen Meister Christopher Krämer mit, ehe dieser in der zweiten Kampfhälfte aufdrehte und aus einem 2:2 ein 6:3 machte. Dieses brachte den Hausherren zwei Zähler zum Pausenstand von 5:1 ein. Das Rechnen beim ASVSchorndorf begann, denn Burghausen hatte damit den Sieben-Punkte-Rückstand aus dem Hinkampf auf drei Punkte reduziert. Auch im Duell zwischen dem Schorndorfer Franzosen Akhmed Aibuev und dem WM-Neunten Akhmed Magamaev standen die Zeichen lange auf einen weiteren Sieg für die Gastgeber. Doch beim Stand von 6:3 für den Bulgaren gelangen Aibuev zwei schöne Beinschrauben, die ihm letztlich einen 8:6-Sieg einbrachten, unter Insidern war klar, dass dies das Finale bedeutete. Als Iszmail Muszukajev die Burghausener Führung mit einem 9:1 gegen Dawid Wolny auf 8:2 ausbaute, war der Vorsprung des ASV plötzlich auf nur noch einen Punkt geschmolzen. Würde es der amtierende U23-Weltmeister Exauce Mukubu im Duell gegen den U23-Weltmeister von 2021, Idris Ibaev, schaffen, für den ASV zu Punkten und den Vorsprung wieder auszubauen? Und wie er dies schaffte! Schon nach drei Minuten lag der Norweger mit 9:0 in Front, und am Ende stand ein 13:0-Sieg zu Buche, der Schorndorf wieder auf 8:5 heranbrachte.
Bei einer Gesamtdifferenz von vier Punkten war nun klar, dass der ASV im Finale stehen würde, wenn Iuri Lomadze seinen Kampf gegen Michael Widmayer gewinnt. „Iuuuriiiii“ hallte es von den Rängen, und der Georgier lieferte ab, wie man es von ihm kennt. Schon beim 11:0 zur Pause war klar, dass Widmayer den Schorndorfer Publikumsliebling nicht mehr würde schlagen könne. Ab dem 13:0 schaltete dieser dann einen Gang zurück und ließ noch vier Punkte seines Gegners zu. Als der Schlussgong ertönte, war der ASV Schorndorf nicht mehr zu halten. Das komplette Team stürmte zu Lomadze auf die Matte und feierte ausgelassen den Finaleinzug. Nur einer konnte nicht mitfeiern: Shamil Ustaev, der nun noch gegen Ali Umarpashaev antreten musste – ein Kampf für die Statistik, der im Schorndorfer Freudentaumel fast unterging. Ustaev unterlag dem seit Jahren in der Bundesliga unbesiegten Bulgaren nach einer guten Leistung mit 0:3.
Dass der Weg des ASV Schorndorf nach ganz oben noch nicht vorbei sein soll, stellte Sedat Sevsay klar: „Wir sind jetzt so weit gekommen und wollen uns nicht kurz vor dem Ziel mit dem Erreichten zufrieden geben. Wir starten jetzt die Mission zweiter Stern. Unser Ziel zum 115-jährigen Vereinsjubiläum ist ganz klar der Gewinn des Meistertitels.“
57 kg GR: Schmitt – Scarpello 4:3 PS (1:0).
130 kg FR: Thiele – Agca 3:1 PS (2:0).
61 kg FR: Egorov – Awtaew 2:0 PS (3:0)
98 kg GR: Azizsir – Baldauf 0:2 PS (3:1).
66 kg GR: Krämer – Kudrynets 6:3 (5:1).
86 kg FR: Magamaev – Aibuev 6:8 PS (5:2).
71 kg FR: Muszukajev – Wolny 9:1 PS (8:2).
80 kg GR: Ibaev – Mukubu 0:13 PS (8:5).
75 kg GR: Widmayer – Lomadze 4:13 PS
(8:8) 75 kg FR: Umarpashaev – Ustaev PS 3:0 (10:8).
Bericht: Scherlinzky/ Kern Fotos: Günter Schmid Montag, den 30.01.2023
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