Stäbler verlässt den ASV Schorndorf wieder
Nach nur einer Saison kehrt der dreifache Ringer-Weltmeister zurück zu den Red Devils Heilbronn
Von unserem Redaktionsmitglied Gisbert Niederführ
Schorndorf. Ringer-Bundesligist ASV Schorndorf verliert seinen bekanntesten Athleten. Der dreifache Weltmeister Frank Stäbler kehrt zurück zu seinem früheren Verein Red Devils Heilbronn. Der 31-Jährige teilt dies auf seiner Facebook-Seite mit. Die drei erfolgreichen Jahre, die er bei den Red Devils bereits erlebt hat, und das besondere Verhältnis zu RedDevils-Präsident Jens Petzold hätten den Ausschlag für die Rückkehr nach Heilbronn gegeben. „Ich freue mich sehr auf meine Abschiedssaison gemeinsam mit den Red Devils“, sagt Stäbler. „Beim ASV Schorndorf bedanke ich mich sehr herzlich für die immer sehr freundschaftlichen und vertrauensvollen Gespräche. Ich wünsche den Spartanern alles Gute für die Zukunft.“Frank Stäbler ist der erfolgreichste deutsche Ringer der letzten Jahre: dreimal Weltmeister, zweimal Europameister, sechsmal Ringer des Jahres. Der Musberger begeistert immer wieder durch seine Disziplin und den Willen, sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Ob das nun Verletzungen waren oder der Kampf gegen seinen Heimverein TSV Musberg, der ihn nicht mehr in seiner Halle trainieren ließ und Stäbler schließlich dazu brachte, sich in einem Hühnerstall ein eigenes Trainingszentrum aufzubauen. Denn ein unerfülltes Ziel hat der 31-Jährige noch: eine Medaillebei den Olympischen Spielen in Tokio.
Schorndorfs Rolle auf dem Weg zur Olympia-Medaille
Auf Weg zur Medaille sollte auch der ASV Schorndorf eine Rolle spielen. Wegen der Corona-Pandemie hatte sich Stäblers Verein Red Devils Heilbronn gegen eine Teilnahme an der Bundesligarunde 2020 entschieden. Der ASV Schorndorf hingegen hatte seine Mannschaft gemeldet. Eine Zusammenarbeit lag nahe. Sedat Sevsay, einer von zwei Vorsitzenden und Trainer beim ASV, erinnert sich, dass über ein Engagement von Stäbler in Schorndorf immer mal wieder fantasiert worden sei. „In der Ringerwelt ist jeder mit jedem in Kontakt.“ Man trifft sich, spricht, flachst – und plötzlich wird mehr daraus. Als Stäbler ohne Bundesliga-Verein war, traf ihn Sevsay bei einem Trainingslehrgang der Nationalmannschaft in Heidelberg. „Da haben wir auch darüber gesprochen und dann ist die Idee gewachsen.“ So weit, bis der Wechsel-Coup perfekt war. Es sollte eine Win-win-Situation werden. Der ASV hatte einen Weltklasseringer im Kader, der wiederum hatte Gelegenheit, sich bestmöglich – mit Bundesligakämpfen auf die ins Jahr 2021 verlegten Olympischen Spiele vorzubereiten. Doch dann kam alles anders.
Nur ein Einsatzfür den ASV – dann folgt die Corona-Infektion.
Die Pandemie stoppte die Bundesligasaison. Nur vier Kämpfe absolvierten die Schorndorfer, nur beim ersten stand Frank Stäbler auf der Matte und demonstriertegegen Johannis Nürnberg seine Klasse in einem spektakulären Kampf gegen Zoltan Levai. Eine Verletzung und schließlich eine Corona-Infektion ließen mehr nicht zu. Das Virus hinterließ Spuren bei Stäbler. Auch nach der Gesundung, so erzählte er, fehlten ihm 20 Prozent an Leistungsfähigkeit. Mittlerweile habe er das aufgeholt. Zugute kommen wird das aber nicht dem ASV Schorndorf, sondern den Red Devils Heilbronn. Sedat Sevsay vom ASV Schorndorf ist deshalb allerdings alles andere als enttäuscht. „Alles ist sehr korrekt abgelaufen.“ Wenngleich es etwas überraschend kam. Wobei für Sevsay „die größere Überraschung ist, dass die Red Devils Heilbronn wieder mit einer Mannschaft in der Runde starten.“ Diese Entscheidung sei sehr kurzfristig gefallen. Bis zum 15. Januar musste der Verein melden. Dass sich Stäbler dann für den Verein, „bei dem er drei seiner besten Jahre verbracht hat“, entscheidet, kann der Schorndorfer Trainer nachvollziehen. Sevsay: „Das ist keine Entscheidung gegen Schorndorf. „Das Verhältnis sei immer freundschaftlich und sehr vertrauensvoll gewesen. „Wir waren mit Frank seit Saisonende immer im Kontakt, und es war klar, dass er sich spätestens an diesem Mittwoch entscheidet.“ Letztlich aber hatte Stäbler nur einen Einsatz im ASV-Trikot. Hat sich der Wechsel für die Schorndorfer überhaupt gelohnt?
Sevsay: Der Wechsel ist auch eine Chance für den ASV Schorndorf
„Wenn wir heute vor der gleichen Entscheidung stünden, würden wir sie wohl wieder so treffen“, sagt Sevsay. Immerhin brachte der Top-Ringer den Schorndorfern eine Menge Aufmerksamkeit. Außerdem habe zu jener Zeit alles bestens gepasst. „Frank ist ein Ringer aus der Region und wir waren die einzige württembergische Mannschaft in der Bundesliga.“Sedat Sevsay allerdings will weniger zurück, als vielmehr nach vorne blicken. „Dass Frank uns verlässt, ist schade, aber auch eine Chance, die Mannschaft noch einmal zu verjüngen.“ Es sei schließlich Stäblers letzte Saison „und wir wollen uns mitdem ASV langfristig in der Bundesliga etablieren und nachhaltig etwas aufbauen“. Wäre Stäbler geblieben, wäre der ASV eben ein Jahr später vor demselben Problem gestanden. Nun ist Frank Stäbler nicht mehr Kämpfer im Team des ASV, sondern Gegner. „Das bringt eine neue Brisanz in das Derby“, sagt Sedat Sevsay. Auch Frank Stäbler sagt: „Ich freue mich schon auf die Derbys.“Die könnten durchaus spannend werden. „Mittlerweile sind wir nicht mehr der krasse Außenseiter“, sagt Sevsay. „Wir müssen uns nicht verstecken, selbst wenn dortFrank Stäbler wieder ringt.“
© Ralph Steinemann Pressefoto
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