Fall Agca: ASV Schorndorf ohne Urteil bestraft
(ZVW: Von unserem Redaktionsmitglied Mathias Schwardt)
Ringen: Vorstandsmitglied und Trainer Sedat Sevsay sauer auf die Bundesliga-Verantwortlichen des Deutschen Ringer-Bunds Zum Bundesliga-Auftakt hatte der ASV Schorndorf in der heimischen Sporthalle Grauhalde den Liga-Mitfavoriten SV Johannis Nürnberg mit 12:7 bezwungen. Daraufhin legte der Gegner, sein gutes Recht, Beschwerde beim Deutschen Ringer-Bund ein. Es geht um den ASV-Athleten Ertugrul Agca. Bekommt Nürnberg Recht, hätte Schorndorf den Kampf im Nachhinein mit 8:11 verloren. Und die komplette Saisonplanung wäre in Gefahr. Es ist ein schwebendes Verfahren – doch der Verband hat nun in einem Teilpunkt schon gegen den ASV entschieden. Sedat Sevsay, bei den Schorndorfern Vorstandsmitglied und Trainer, argumentiert gewohnt ruhig. Dennoch ist ihm anzuhören, dass er richtig sauer ist: „Wir lassen uns nicht über den Grünen Tisch ziehen.“ Der Stein des Anstoßes: Der DRB belegt jeden Teamringer abhängig von dessen Nationalität, Heimatverein und Erfolgen mit Wertungspunkten. Ein internationaler Topmann wird deutlich höher eingestuft als etwa ein Nachwuchsathlet. In den zehn Begegnungen eines Mannschaftskampfes darf ein Club die Gesamtzahl von 28 Punkten nicht überschreiten. Gegen Nürnberg erreichte der ASV die Grenze exakt. Danach aber beschwerte sich der unterlegene SV Johannis beim DRB. Als Dritter bei der Junioren-EM 2018 sei der deutsche ASV-Ringer Ertugrul Agca mit drei statt nur mit zwei Punkten zu bewerten. Damit hätte Schorndorf den Kampf gegen Nürnberg verloren. Das zumindest steht in einem DRB-Verwaltungsbescheid, den der ASV vergangene Woche erhielt. Daraufhin formulierte der Verein seinen Einspruch, Stratege Sedat Sevsay war sehr zuversichtlich, dass sein Team keine Konsequenzen zu erwarten habe. Doch nun herrscht Ernüchterung.
Noch in dieser Woche wird der ASV Berufung einlegen
„Die Tinte unter unserer Beschwerde war fast noch nicht trocken, da hat der Rechtsausschuss 1 des DRB schon in Lichtgeschwindigkeit entschieden und sie abgelehnt.“ Noch in dieser Woche werde der ASV Berufung einlegen. Doch das Vorstandsmitglied glaubt nicht, dass der Rechtsausschuss 2 anders entscheiden wird. Denn die Bundesliga-Verantwortlichen haben dem schwebenden Verfahren zum Trotz Konsequenzen gezogen: In der Staffel Südost wurde der Kampf mit Hinweis auf das Verfahren zugunsten der Nürnberger gewertet, Agca von zwei auf drei Wertungspunkte hochgestuft. Zwar sei das veränderte Kampfergebnis nach einem Anruf von ihm, Sevsay, wieder vorläufig zurückgenommen worden. Nicht aber die neue Bewertung Agcas, welche die Schorndorfer bereits im zweiten Kampf beim Aufsteiger KSC Hösbach (28:4-Sieg) berücksichtigen mussten. Sevsay ist entsetzt. Zwar räumt er einen Fehler des ASV ein. Vereine müssen den Wert eines Ringers in ein Feld auf dem Meldebogen eintragen. Das haben die Schorndorfer im Fall Agca versäumt. Doch dann habe der Verband den Ringer nun einmal mit zwei Punkten eingestuft – und das schon in der Saison 2019. „Die Richtlinien und die Bewertung der Einzellizenzen für die Ringer sind die ureigenen Aufgaben des Verbandes.“ Für diesen Service würden die Vereine ja auch bezahlen. Und jetzt „wirft man uns vor, einen Fehler begangen zu haben. Die Liga-Verantwortlichen auch, aber die kommen ungeschoren davon.“ Die Strafe gegen den ASV würde den Grundsätzen des Fair Plays komplett widersprechen, so Sevsay. Das Team ist – wie Nürnberg – ein heißer Kandidat für das Erreichen der Endrunde um die deutsche Meisterschaft. Dafür muss in der Staffel Platz eins oder zwei erreicht werden. In der stärksten Staffel Südost, in der auch Meister Wacker Burghausen kämpft, könnte sich die Niederlage gegen die Franken für Schorndorf fatal auswirken. Auch, weil die Transferfrist beendet ist und der Verein auf die Hochstufung Agcas nicht mehr mit der Verpflichtung eines weiteren bundesligatauglichen Ringers reagieren kann.
„Ich habe das Gefühl, dass sich da ein paar Leute profilieren wollen“
Sevsay betont, er kritisiere nicht die komplette Arbeit des Verbandes. „Was die Nationalmannschaft anbelangt, sind wir hochzufrieden mit dem DRB. Aber der Zustand bei den Bundesliga-Verantwortlichen ist im Augenblick so undurchsichtig wie noch nie.“ Nach dem Rücktritt des zuständigen Vizepräsidenten Ralf Diener etwa ist Florian Geiger dank Vorstandsentscheid kommissarisch nachgerückt. Sevsay sagt: „Nächstes Jahr sind Neuwahlen, und ich habe das Gefühl, dass sich da ein paar Leute profilieren wollen.“ Geiger kontert die Kritik des ASV am Vorgehen in Sachen Agca ebenso stoisch wie gelassen. Logisch, der DRB habe bei der Einstufung des Ringers einen Fehler gemacht. „Aber der ASV Schorndorf hat sich darauf verlassen und keine Sorgfalt walten lassen.“ Der richtige Punktwert Agcas sei unstrittig und müsse deshalb, so traurig und schade eine Entscheidung am Grünen Tisch wie im Kampf gegen Nürnberg auch sei, nun mal gelten. „Das ist eine Korrektur und keine Strafe.“ Und verhältnismäßig obendrein, obwohl er, Geiger, den Ärger der Schorndorfer nachvollziehen könne. Es sieht also ganz so aus, als behielte Sedat Sevsay recht: Die zweite Rechtsinstanz des DRB wird die Entscheidung der ersten aller Voraussicht nach nicht revidieren. Die Schorndorfer haben sich darauf schon eingestellt. „Wir wären bereit, vor ein ordentliches Gericht zu ziehen“ sagt Sevsay. „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir Recht bekommen.“ ASV-Stratege Sedat Sevsay ist entsetzt: „Die Strafe gegen uns würde den Grundsätzen des Fair Plays komplett widersprechen.“
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Archivfoto: Steinemann
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