Wieder ein Sonderzuschuss für den ASV
(ZVW, 31.07.2020 Hans Pöschko)
Einerseits geht’s um den Erhalt der Bundesliga-Zugehörigkeit, andererseits ums soziale Engagement des Ringervereins Schorndorf. Im vergangenen Jahr hat der ASV Schorndorf als Belohnung für den Aufstieg der Ringermannschaft in die Bundesliga und zur teilweisen Deckung der durch den Aufstieg anfallenden Mehrkosten einen städtischen Sonderzuschuss in Höhe von 25 000 Euro bekommen, jetzt greift die Stadt dem Verein wieder mit einem Sonderzuschuss unter die Arme. Angesichts einer coronabedingten Deckungslücke in Höhe von rund 70 000 Euro, verursacht nicht zuletzt durch den Ausfall der SchoWo-Einnahmen und von Sponsoren sowie durch einen zu erwartenden Einbruch bei Zuschauereinnahmen und Bewirtungserlösen – vorausgesetzt, es findet überhaupt eine Saison statt –, sieht der Verein nicht nur die Bundesligazugehörigkeit gefährdet, sondern auch seine ganze Existenz. Und da springt nun die Stadt mit einer „Unterstützungsleistung“ in Höhe von 20 000 Euro ein, die zum größten Teil (15 350 Euro) aus dem städtischen Hilfsfonds Vereine kommt, während den kleineren Rest die Gemeinderatsfraktionen beisteuern, indem sie auf 50 Prozent der Mittel verzichten, auf die sie für ihre Fraktions- beziehungsweise Gruppenarbeit Anspruch hätten. Die Entscheidung, den Sonderzuschuss zu bewilligen, fiel im Gemeinderat einstimmig. Und Vorstandsmitglied Sedat Sevsay bekannte nach diesem überwältigenden Abstimmungsergebnis, er sei „fast schon peinlich berührt“. Es droht die Rückstufung in eine unterklassige Liga Aus der regulären Vereinsförderung stehen dem ASV 7200 Euro zu, bei der ersten Ausschüttung aus dem Hilfsfonds Vereine ist er mit 2000 Euro bedacht worden. Was natürlich, so Oberbürgermeister Matthias Klopfer, viel zu wenig sei, zumal wenn die Einnahmeausfälle ein Mehrfaches ausmachten, um den Schorndorfer Traditionsverein in der Bundesliga und überhaupt am Leben zu erhalten. Zumal der Verein auch nicht über Rücklagen oder Eigenkapital verfüge. „Ich möchte mir nicht vorstellen, wie Schorndorf ohne den ASV dastehen würde, und zwar sowohl sportlich als auch, was die Außenwirkung angeht“, meinte der Oberbürgermeister auch mit Blick auf das in der Sitzungsvorlage skizzierte Szenario: Zurückstufung in eine unterklassige Liga, Weggang von Top-Athleten, Stammringern und des Trainers, Stopp der vielfältigen Kooperationen mit Schulen, Kindertagesstätten und sozialen Einrichtungen wie etwa dem SOS-Kinderdorf in Oberberken und dem Kids-Treff Wendepunkt. Und all das hätte dann den Wegfall weiterer Partner, Sponsoren und Ehrenamtlicher zur Folge. Im Übrigen, so Klopfer unter Verweis auf seine Kenntnisse als Vorsitzender Sportregion, gestalteten sich die Verhandlungen mit Sponsoren bei allen Spitzensportlern und höherklassigen Vereinen schwierig und anstrengend. Während Franz Laslo die Zustimmung der AfD-Fraktion mit der Kritik daran verband, dass die anderen Fraktionen nicht von vornherein auf die Inanspruchnahme der Fraktionsgelder verzichteten, bekundete Andrea Sieber, die als Einzelstadträtin nicht in den Genuss von Fraktionsgeldern kommt, sie werde die Aktion für den ASV mit einem privaten Zuschuss unterstützen. SPD-Stadträtin Silke Olbrich in ihrer bei Sportthemen typisch euphorischen Art stellte den ASV bezüglich des Bekanntheitsgrads auf eine Stufe mit Gottlieb Daimler – der Oberbürgermeister fügte anschließend noch die Manufaktur als dritten Schorndorfer „Markenkern“ hinzu – und hob vor allem die Bedeutung des ASV als Kooperationspartner für die Schulen hervor. „Diese Angebote werden sogar von den absoluten Chaoten wahrgenommen“, betonte Silke Olbrich die soziale Dimension dieses Engagements. Nicht zu vergessen, dass sich der ASV weiterhin intensiv um weitere Zuschüsse aus verschiedenen Töpfen bemühe und dass auch noch eine Unterstützungsaktion auf dem Marktplatz geplant sei. „Kämpfen, kämpfen, kämpfen – was sollen Ringer auch sonst machen?!“, kommentierte die SPD-Stadträtin den Kraftakt des Vereins. „Es würde in der Stadt viel fehlen, wenn wir den ASV im Stich lassen würden“, meinte auch CDU-Stadtrat Leiter. Und Grünen-Fraktionschef Ulrich Kost begründete die Zustimmung zum Antrag, den ASV einmalig mit 20 000 Euro zu unterstützen, mit dem Kompliment, es sei „so fantastisch gut und wichtig, was der ASV in den Schulen tut“. Sedat Sevsay verweist auf sportliche Erfolge und Tradition Davon abgesehen, dass die Rahmenbedingungen fürs Bundesliga-Ringen sehr kostenintensiv seien, geht es aus Sicht von Sedat Sevsay, der im Gemeinderat ebenfalls zu Wort kam, darum, den ASV als Traditionsverein, mit dem altersmäßig nur die SPD mithalten könne, zu erhalten. Dabei seien die herausragenden sportlichen Erfolge „über Dekaden hinweg“ und die Verankerung in der Region das eine, das andere und wichtigere aber sei eine Kultur des Vertrautseins und der Zusammengehörigkeit. „Mittags zum Ärgern zum VfB, abends zum Freuen und Feiern zum ASV“ sei für viele sportlicher Samstags-Alltag, meinte Sevsay und stellte fest: „Beim ASV verschmelzen Menschen aller Schichten zu einer Einheit.“ Was also macht einen 112-jährigen Traditionsverein aus? Die Antwort des ASV-Vorstandsmitglieds: „Eine über mehrere Generationen hinweg erlebte und erzählte Geschichte.“
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Archivfoto: Steinemann:
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