Unterhaltsame Spartaner-Party gegen den geschwächten Serienmeister

ASV Schorndorf – SV Wacker Burghausen 33:4 (17:0)

Ob der SV Wacker Burghausen in der Ringer-Bundesliga jemals mit 29 Punkten Abstand unter die Räder gekommen ist, ist nicht überliefert. Klar ist jedoch, dass der Serienmeister am Sonntagnachmittag beim ASV Schorndorf mit 33:4 heftig abgewatscht wurde.

Schon an der Waage war eine Dreiviertelstunde vor Kampfbeginn klar, dass das Duell Erster gegen Zweiter eine eindeutige Sache sein wird. Burghausen ließ die Klasse Griechisch-Römisch 61 kg unbesetzt, der für die 66 kg Freistil vorgesehene Jugendringer Sultan Muhametow erschien mit einem Hautpilz und wurde von Kampfrichter Wolfgang Spänle gar nicht erst für seinen Kampf zugelassen. Damit führte der ASV schon vor dem ersten tatsächlichen Duell mit 8:0.

Dazu schickten die verletzungs- und krankheitsgeplagten Gäste drei Athleten ins Rennen, die nicht das für einen Bundesliga-Spitzenkampf notwendige Niveau hatten. So kamen die Spartaner am Ende auf zwei kampflose, vier Schultersiege, zwei Überlegenheitssiege, einen Sieg durch Disqualifikation sowie nur einen Punktsieg.

Was für Ringsportfans eigentlich nach einem eher reichlich unspannenden Nachmittag klingt, wurde zu einer unterhaltsamen Spartaner-Party. Die 1.000 Zuschauer feierten die heimischen Akteure, die ihnen die begeisternde Stimmung mit Salti und Ehrenrunden zurückzahlten.

Für einen ersten Begeisterungssturm sorgte Mohsen Siyar. Der ursprünglich aus dem Iran stammende 115-Kilo-Mann lag zur Halbzeit seines Kampfes gegen den sehr aktiven Alen-Vadimovich Khubulov mit 0:5 zurück. In den zweiten drei Minuten drehte der 28-Jähige den Spieß dann jedoch um. Erst glich er zum 5:5 aus, dann legte er den verdutzten U23-Europameister und Zweiten der U23-Weltmeisterschaft auf die Schultern. Unter begeisterten „Mohsen, Mohsen“-Rufen drehte der Beach-Wrestling-Weltmeister von 2016 seine Ehrenrunde um die Matte.

„Unsere Taktik ist hier total aufgegangen“, strahlte ASV-Coach Jörg Sänger. „Mohsens Job war es, den vom Papier her überlegenen Gegner in den ersten drei Minuten so in Bewegung zu halten, dass er konditionell einbricht. Das hat er überragend gelöst und der Schultersieg war das Tüpfelchen auf das i.“

Einen Kampf auf des Messers Schneide lieferten sich Ruslan Kudrynets und der ehemalige Schorndorfer Witalis Lazowski. Der Deutsch-Ukrainer in Schorndorfer Diensten lag nach knapp zwei Minuten mit 0:3 zurück, stellte dann aber sein großes Kämpferherz unter Beweis. Die erste Bodenlage seines Gegners nutzte er nach knapp vier Minuten zu einem spektakulären Überwurf, der ihm vier Punkte und damit einen 5:3-Sieg einbrachte. „Dazu muss man wissen, dass Ruslan unter der Woche ordentlich Gewicht gemacht hat, damit er erstmals in dieser Saison die 71 Kilogramm ringen konnte“, erklärte Jörg Sänger.

Das spektakulärste Duell des Abends lieferten sich in der Gewichtsklasse Griechisch-Römisch bis 80 kg Ibrahim Ghanem und Idris Ibaev, der vor ein paar Jahren ebenfalls schon mal im Schorndorfer Trikot in der Bundesliga gerungen hatte. Mit jeder Aktion wurde der auf Augenhöhe geführte Kampf hitziger. Kurz hintereinander wurden beide Akteure mit Verwarnungen und jeweils zwei Zählern für den Gegner bestraft – die Hände haben beim Ringen nun mal nichts im Gesicht des Gegenübers zu suchen. Bis zum Stand von 8:8 stand das Duell auf der Kippe, ehe der fokussierte Ghanem sich einen Vorteil verschaffte und auf einem guten Weg war, einen 10:8-Vorsprung über die Zeit zu bringen. Mit der letzten Aktion versuchte Ibaev dem Weltmeister von 2023 auf den Rücken zu springen, um ihn zu Boden zu bringen. Doch dieser schaltete geistesgegenwärtig, warf den Burghausener über sich drüber und brachte ihn auf den Schultern zu liegen – ein Schultersieg drei Sekunden vor Kampfende, den die Zuschauer minutenlang mit „Ibra“-Sprechchören feierten.

Mit elf Siegen und 22 Punkten aus elf Kämpfen steht der ASV Schorndorf nun uneinholbar an der Spitze der Bundesliga Süd. Am kommenden Wochenende geht es noch zum starken Aufsteiger SVG 04 Weingarten, ehe die Paarungen für die Playoffs ausgelost werden. Dass der ASV ob seiner komfortablen Tabellenposition in Weingarten einen Gang zurückschalten wird, steht nicht zu befürchten, wie Trainer Jörg Sänger bestätigt: „Wir werden das Tempo in jedem Fall hoch halten, um die aktuelle Topform mit in die Playoffs zu nehmen.“

Hin- und Rückkampf der ersten Playoff-Runde werden am 14. und 21. Dezember stattfinden.

Der Ticket Vorverkauf dazu startet in der kommenden Woche. Ticket Anfragen und Reservierungen können wie immer unter tickets@asvschorndorf.de erfolgen

ASV Schorndorf – SV Wacker Burghausen 33:4 (17:0):

61 kg GR: Scarpello KL (4:0).
130 kg FR: Siyar – Khubulov 5:5 SS (8:0).
66 kg FR: Musaev – Muhametow WS (12:0).
98 kg GR: Lazogianis – Zihni 4:0 SS (16:0).
71 kg GR: Kudrynets – Lazowski 5:3 PS (17:0).
86 kg FR: Dzhioev – Tatarinov 11:0 SS (21:0).
75 kg FR: Levy – Kartojev 0:15 TÜ (21:4).
80 kg GR: Ghanem – Ibaev 14:8 SS (25:4).
75 kg GR: Lomadze – Haizinger 17:0 DQ (29:4).
80 kg FR: Wolf – Dakiev 18:2 TÜ (33:4).

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