Ernüchternde Niederlage in Finale 1 vor 3500 Zuschauern

Der ASV Schorndorf hat seinen ersten Finalkampf in der Ringer-Bundesliga gegen den SC Kleinostheim mit 13:16 verloren. Obwohl man innerhalb weniger Tage im 20 Kilometer entfernten Göppingen die dortige EWS Arena für ein meisterliches Ringsportevent vorbereitet hatte und rund 3500 Zuschauer begrüßen durfte, musste sich das Team des Trainergespanns Sedat Sevsay und Jörg Sänger am Ende geschlagen geben.

Aufgrund der Handicap-Punkte-Regelung in der Ringer Bundesliga – jeder Athlet hat auf Basis seiner sportlichen Erfolge und seiner Herkunft (Deutscher oder Gastringer aus dem Ausland) zwischen null und acht Punkte und die Mannschaften dürfen für die zehn Ringer zusammen eine bestimmte Punktzahl (Schorndorf 29, Kleinostheim 28) nicht überschreiten – schickten beide Teams jeweils zwei jugendliche Eigengewächse mit null Handicap-Punkten ins Rennen.

Dadurch litt die sportliche Qualität des Finalkamps. Anstatt ihre besten Ringer aufbieten zu können, mussten die Coaches aufgrund der Punkteregelung zusammen vier Jugendliche der Jahrgänge 2006 bis 2008 gegen ausländische Spitzenathleten „opfern“, um in anderen Gewichtsklassen ihre Topringer aufbieten zu können.

Statt vor großer Kulisse mit zehn spannenden Kämpfen Werbung für den Ringkampfsport machen zu können, wurden gleich vier ungleiche Duelle ohne sportlichen Wert gerungen. So benötigte Luis Alberto Sanchez Orta für seinen Überlegenheitssieg gegen Ilja Pavlenkov nur 2:22 Minuten, während der nach langer Bundesliga-Pause reaktivierte Exauce Mukubu den jungen Aaron Melle schon nach 30 Sekunden technisch überlegen besiegt hatte. Auf der anderen Seite holte Nachyn Kuular gegen das 17-jährige ASV-Talent Alexander Schlee nach 1:21 Minuten einen Schultersieg für Kleinostheim, und Alexandru Gutu besiegte Florian Levy nach 3:47 Minuten vorzeitig.

Der Abend begann mit dem Duell des Schorndorfers Burak Demir gegen den U23-Europameister Niklas Stechele. Seine Aufgabe: die Niederlage in Grenzen zu halten und die volle Punktzahl von vier Mannschaftszählern für seinen Gegner zu vermeiden. Der 22-Jährige machte genau dies – er ließ seinen Gegner beim 0:11 nicht zur Geltung kommen und sorgte durch seinen beherzten Auftritt dafür, dass der SC Kleinostheim nur mit 3:0 statt mit 4:0 in Führung ging.

Obwohl Jello Krahmer im Duell der besten deutschen Schwergewichtsringer im griechisch-römischen Stil gegen Franz Richter über die gesamte Kampfdistanz der aktivere der beiden Kontrahenten war, konnte er diesen Schlüsselkampf nicht für sich entscheiden. Nach sechs Minuten stand es 1:1, doch der Mannschaftspunkt ging aufgrund der letzten Wertung an die Gäste.

Auch im zweiten als Schlüsselkampf deklarierten Duell ging der ASV Schorndorf leer aus. Ertugrul Agca führte zwei Sekunden vor Kampfende gegen Joshua Morodion noch mit 3:1, musste sich dann aber noch mit 3:4 geschlagen geben – und war danach stinksauer. Die Art und Weise, wie er sich bei 5:58 Minuten von der Matte schieben ließ, ahndete Kampfrichter Ingo Gleisberg mit einer Verwarnung und einem damit einhergehenden weiteren Punkt für seinen Gegner zum 3:3. Der Videobeweis bei der Challenge der Schorndorfer Bank bestätigte die Entscheidung des Kampfrichters, und Morodion bekam einen weiteren Punkt zugesprochen. „Das war ein Big Point für Kleinostheim“, konstatierte ASV-Coach Jörg Sänger anschließend.

Zwar gingen die Gastgeber durch einen nicht unbedingt erwarteten Überlegenheitssieg von Iuri Lomadze gegen Artur Tatarinov (Jörg Sänger: „Das war Weltklasse!“) und einen 3:1-Punktsieg von Murad Kuramagomedov gegen Khamzat Eldarov im drittletzten Duell mit 13:9 in Führung, doch war zu diesem Zeitpunkt schon abzusehen, dass der ASV Schorndorf das erste Finale verlieren würde – standen doch noch die beiden Kampfe von Shamil Ustaev gegen den international erfahrenen Haudegen Rasul Shapiev sowie das eingangs erwähnte ungleiche Duell des 17-jährigen Eigengewächses Florian Levy gegen den zweifachen U23-Weltmeister Alexandrin Gutu an. Shamil Ustaev machte seinem Gegner zwar das Leben schwer und gab beim 0:9 nur drei Punkte ab, die Niederlage konnte aber auch er nicht abwenden.

Dass die Spartaner mit drei Punkten Rückstand aus dem ersten Finalkampf gehen würden, hatte der Matchplan der Verantwortlichen nicht wirklich vorgesehen. „Heute hatten wir an den Stellen, an denen uns im Halbfinale gegen Burghausen das Glück hold war, Pech“, sagte Jörg Sänger. „Das wird nächste Woche im Rückkampf extrem schwer für uns und wir müssen alle Register ziehen, um das Ding noch drehen zu können.“

Mit dem Drehen von Rückständen hat der ASV Schorndorf jedoch Erfahrung. Im Viertelfinale zog man gegen den ASV Mainz trotz eines Sieben-Punkte-Rückstands noch ins Halbfinale ein. Und auch dort war man in Burghausen erst als Verlierer von der Matte gegangen, ehe man im Rückkampf doch noch ins Finale einzog.

Um trotz der 13:16-Niederlage noch den Titel zu holen, könnte allerdings auch ein Sieg mit drei Punkten Vorsprung nicht reichen. Bei einem Unentschieden in Addition können sowohl die mehr gewonnenen Einzelkämpfe als auch die Schultersiege über Sieg und Niederlage entscheiden. Vorteil SC Kleinostheim: Die Unterfranken haben 6:4 Einzelsiege sowie einen Schultersieg auf dem Konto.

Das zweite Finale findet am kommenden Samstag um 19.30 Uhr in der Aschaffenburger Linde MH Arena statt – und auch dort werden mindestens 3500 die Arena in einen Hexenkessel verwandeln.

ASV Schorndorf – SC Kleinostheim 13:16 (4:9)

61 kg FR: Demir – 0:11 PS (0:3).
130 kg GR: Krahmer – Richter 1:1 PS (0:4).
66 kg GR: Orta Sanchez – Pavlenkov 16:1 TÜ (4:4).
98 kg FR: Agca – Morodion 3:4 PS (4:5).
71 kg FR: Schlee – Kuular 0:8 SS (4:9).
86 kg GR: Mukubu – Melle 18:0 TÜ (8:9).
75 kg GR: Lomadze – Tatarinov 15:0 TÜ (12:9).
80 kg FR: Kuramagomedov – Eldarov 3:1 PS (13:9).
75 kg FR: Ustaev – Shapiev 0:9 PS (13:12).
80 kg GR: Levy – Gutu 0:18 TÜ (13:16).

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