ASV Schorndorf: Ein Spektakel vor finalwürdiger Kulisse
Kraft, Stärke, Ausdauer, Schweißtropfen, schwere Atmung. Schieben, kämpfen, taktieren. Dunkles Licht, Trommeln, Tröten und Gesänge. Es ist laut. Emotionsgeladen. Auch wenn die Ringer des ASV Schorndorf den ersten der zwei Kämpfe im Bundesliga-Finale gegen Kleinostheim nicht gewonnen haben, haben sie den Zuschauern einen spektakulären Abend geschenkt – auf und neben der Matte.
An diesem Samstagabend ist es ausnahmsweise nicht der Handball-Bundesligist, der in der EWS-Arena in Göppingen für Stimmung sorgt. Es sind die Ringer aus Schorndorf und der Gegner aus dem Landkreis Aschaffenburg. Schon draußen, auf der Leuchttafel vor der Halle wird in roter Schrift angekündigt: Ringen. Finale. Heute Abend. Vor der Halle kaufen Interessierte die letzten Tickets an der Abendkasse, viele stehen noch in der kalten Nacht und rauchen sich die Nervosität aus den Lungen.
Nach dem Wiegen sind die Duelle für alle klar
Schon gut eine Stunde vor Kampfbeginn kann man dabei zusehen, wie die Halle voller und voller wird. Hier blaue Schals des ASV, dort das Gelb der Kleinostheimer. In der Arena bald in vollem Gange: das öffentliche Wiegen, bei dem nicht nur das aktuelle Kampfgewicht festgestellt wird, sondern bei dem die Zuschauer auch die kommenden Paarungen erfahren. Weltmeister gegen Nachwuchsringer, Schlüsselkämpfe auf Augenhöhe. Wer könnte in welchem Duell punkten?
Die ersten Athleten beginnen auf dem 14 mal 14 Meter großen Podest ihr Warmmachprogramm, noch liegt es im Halbdunkel, erst später richten sich die Scheinwerfer auf die brutalen Kraftakte. Die Musik dröhnt über die Lautsprecher, auf den Rängen steigt die Nervosität. Ein letztes Mal zur Toilette, ein letzter Gang zum Getränkestand. Nachher will man nichts verpassen.
3500 Zuschauer beim Spiel des ASV Schorndorf
Gegen 19.30 Uhr wird es dunkel in der Halle. Nach kurzen Einführungsworten und Begrüßungen ist zuerst der Einlauf der Gäste dran. Spannungsgeladen, konzentrierte Gesichter, voller Fokus auf das, was kommen soll. Ob sie ihre Fans hören können, die ihre Ecke zum Beben bringen?
Beim Einlauf des ASV wird aber noch eins draufgelegt. Es ist der Einlauf der Gladiatoren in einer der ältesten Sportarten der Menschheit, die an diesem Abend 3500 Zuschauer in ihren Bann reißt. Einen Vorgeschmack, was hartes Training einem Sportler bescheren kann, erfahren die Nachwuchsringer des ASV, die die Bundesliga-Athleten durch die blitzenden Lichter und aufsteigenden Nebelschwaden auf die Matte begleiten und sich gegenüber ihrer Kontrahenten platzieren.
Sedat Sevsay: „Ich bin stolz auf den Verein und die ehrenamtlichen Helfer“
Das wird gleich der Ort sein, an dem über Sieg oder Niederlage entschieden wird, hier wird gekämpft, sechs Minuten lang, aus voller Kraft und ohne Gnade. Fast still wird es, als eine Bläserkapelle sich platziert und die Zuschauer feierlich und andächtig der Nationalhymne lauschen. Hier geht’s um was.
„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Sedat Sevsay, Sport-Vorstand und Bundesligacoach des ASV. „Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen. Das war eine tolle und finalwürdige Kulisse in Göppingen.“ Zum Finale vor zwei Jahren in der Scharrena in Bad Cannstatt sind in diesem Jahr noch einmal 1000 Zuschauer dazugekommen. „Ringen ist eine Randsportart“, betont Sevsay.Umso schöner sei es, die positive Entwicklung beim ASV sehen zu können. „Ich bin stolz darauf, was dieser Verein geschafft hat.“ Und damit meint er nicht nur die Leistung während der Saison, sondern auch die rund 60 Ehrenamtlichen, die dieses Event innerhalb einer Woche auf die Beine gestellt haben. Und das mit einem Budget, das keinesfalls mit jenem anderer Bundesligisten in anderen Sportarten zu vergleichen ist.
Einsatz, der sich bezahlt macht
Als am Montag vor dem Spektakel der Ticketverkauf startete, ging es schnell: Innerhalb von 48 Stunden waren rund 2000 Tickets verkauft. In nur fünf Tagen stieg die Zahl auf 3500. An der Abendkasse waren nur noch Restkarten verfügbar.
Am Samstagmorgen um 10 Uhr startete der ASV mit dem Aufbau in der Halle. Nach Ende der Kämpfe begannen schon bald die Ersten damit, die Matte wieder abzubauen. „Gegen 1.30 Uhr etwa waren wir dann fertig“, so Sevsay. Ein Abend und ein großer Aufwand, der sich gelohnt hat. Wenn es auch auf der Matte nicht für den Sieg gereicht hat, so hat der ASV Schorndorf bewiesen, dass ein kleiner Verein von rund 400 Mitgliedern Großes schaffen kann.
Von Sarah Schwellinger (ZVW)
Zum Original-Bericht: Link
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