ASV Schorndorf steht im Finale: Ringer drehen verloren geglaubten Kampf

Die Ringer des ASV Schorndorf haben es geschafft: Nach einem hart erkämpften 15:14-Heimsieg gegen den SV Wacker Burghausen stehen sie im Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, das an den beiden kommenden Samstagen gegen den SC Kleinostheim stattfindet.

Nach der 15:16-Niederlage am letzten Wochenende im Hinkampf war die Aufgabe für die Gastgeber klar: Sie mussten den knappen Rückstand aufholen und mit zwei Punkten Vorsprung gewinnen, um in Addition beider Kämpfe ins Finale einzuziehen. Dies ist dem Team des Trainergespanns Sedat Sevsay und Jörg Sänger beim 15:14 zwar nicht ganz gelungen, doch reichte ihm auch das addierte 30:30-Unentschieden. Ausschlaggebend war bei diesem Gleichstand die Tatsache, dass der ASV sechs der zehn Kämpfe für sich entscheiden konnte, während der SV Wacker nur vier Siege landete.

Dass der Abend mit einem Happy End für die Schorndorfer enden würde, war jedoch lange nicht abzusehen. Bis der Finaleinzug feststand, brauchten nicht nur die Akteure, sondern auch die weit über 1000 Zuschauer Nerven wie Drahtseile, denn die Entscheidung fiel erst 19 Sekunden vor dem Ende des zehnten und letzten Kampfes.

Begonnen hatte der Abend mit dem Duell zwischen Georgios Scarpello und Fabian Schmitt, den der Schorndorfer bereits nach 21 Sekunden abbrechen musste. „Ich hatte mich im Hinkampf an den Rippen verletzt und bin angeschlagen in den Kampf gegangen. Schon bei der ersten Aktion hatte ich dann starke Schmerzen und musste leider erkennen, dass es nicht geht und das Risiko zu groß ist. Deshalb musste ich aufgeben“, erklärte Scarpello später. Seine Aufgabe spülte gleich vier Mannschaftspunkte auf das Burghausener Konto, der Schorndorfer Rückstand in Addition wuchs auf fünf Zähler an.

Mohsen Siyar war im Freistil bis 130 kg auf einem guten Weg, um den Rückstand um zwei Zähler zu verkürzen, er konnte seine 6:2-Führung gegen Erik Thiele jedoch nicht über die Zeit retten – zwei Sekunden vor dem Schlussgong gelang dem 15 Kilogramm leichteren Burghausener eine Wertung, mit der er auf 6:4 verkürzte. Damit gab es nur einen statt zwei Mannschaftspunkte für Schorndorf. Dass Burak Demir im Anschluss gegen den armenischen Welt- und Europameister Arsen Harutyunyan vorzeitig verlieren würde, war von vornherein einkalkuliert.

Eines der Schlüsselduelle des Abends war der Kampf von Lucas Lazogianis gegen den Ex-Schorndorfer Felix Baldauf. In dem sehr intensiv geführten Duell lag der Schorndorfer Olympiateilnehmer eine halbe Minute vor dem Ende noch mit 1:3 zurück, schaffte dann jedoch noch den Ausgleich zum 3:3, das dem ASV aufgrund der letzten Wertung einen Punkt bescherte. „Meine Bilanz gegen Felix war bisher 0:2 und der Sieg war sowohl für das Team als auch für mich persönlich sehr wichtig“, strahlte der 23-Jährige.

Einen heftigen Dämpfer gab es für den ASV Schorndorf im letzten Kampf vor der Halbzeit. Beim Duell von Ruslan Kudrynets gegen Michael Widmayer hatte der Matchplan eigentlich eine „Eins“ auf der Habenseite vorgesehen, doch der Deutsch-Urkainer unterlag überraschend mit 1:5 und es ging mit dem Stand von 2:10 in die Halbzeitpause.

„Jetzt brauchen wir in der zweiten Halbzeit gleich zwei Wunder, sonst kommen wir nicht über ein 14:14 hinaus“, rechnete Coach Jörg Sänger in der Pause auf. „Es könnte nur dann eventuell noch etwas werden, wenn Arsenii Dzhioev vorzeitig gegen Eduard Tatarinov gewinnt und Murad Kuramagomedov gegen den Olympia-Bronzegewinner Chermen Valiev ein Sieg gelingt.“

Dzhioev nahm die Herausforderung an und holte nach 4.15 Minuten gegen Tatarinov tatsächlich den Überlegenheitssieg. Doch Shamil Ustaev unterlag im Anschluss gegen den Weltklasseringer David Baev vorzeitig – eine allerdings einkalkulierte Niederlage.

Damit war beim Stand von 6:14 klar, dass Ahmet Yilmaz zum Gewinn von vier Mannschaftspunkten gegen Idris Ibaev verdammt war. Der WM-Dritte lieferte zwar ab, doch reichte sein 21:8-Punktsieg nur zu drei statt zu vier Zählern für sein Team. Die Zeichen auf einen Finaleinzug der Gäste verdichtete sich und so spitzte sich nach dem schnellen Schultersieg von Ibrahim Ghanem gegen den jungen Sultan Muhametov beim Stand von 13:14 alles auf den letzten Kampf zwischen Murad Kuramagomedov und Chermen Valiev zu.

Jörg Sängers Matchplan-Zettel sagte einen knappen Sieg des albanischen Olympia-Dritten gegen den Schorndorfer EM-Fünften voraus – es sein denn, nach Arsenii Dzhioev würde Murad Kuramagomedov auch noch das zweite erhoffte Wunder gelingen. Die einzige verbleibende Chance für den ASV Schorndorf: Der Ungar musste gegen Valiev mit mindestens drei Zählern Vorsprung gewinnen.

In den ersten drei Minuten belauerten sich die beiden Kontrahenten. Keiner wollte und konnte sich einen Fehler erlauben. Nach 4.17 Minuten lag Kuramagomedov dann nach zwei Passivitätszeiten seines Gegners mit 2:0 in Front und den ASV trennte nur noch ein Punkt vom Finale. Doch Valiev verkürzte 37 Sekunden vor dem Ende auf 2:1. Kuramagomedov steckte jedoch nicht auf, und als die Uhr 5.41 Minuten anzeigte, gelang ihm ein Überwurf zum 4:1 – die Halle bebte. Doch die Trainer des SV Wacker Burghausen warfen den Challenge-Würfel auf die Matte und forderten einen Videobeweis, damit die Wertung eventuell doch noch zurückgenommen wird – vergeblich. Routiniert verteidigte Murad Kuramagomedov in den verbleibenden 19 Sekunden die wütenden Angriffe seines Gegners, brachte den Vorsprung ins Ziel und bescherte seinem Team genau die beiden Mannschaftspunkte, die es zum Finaleinzug brauchte. Der Jubel beim letzten Auftritt des ASV Schorndorf in der altehrwürdigen Grauhalde, die im nächsten Jahr grundsaniert wird, kannte keine Grenzen mehr.

„Murad hat es tatsächlich geschafft, die nicht eingeplante Niederlage von Ruslan Kudrynets wettzumachen“, freute sich Trainer und Vorstand Sedat Sevsay. „Wir haben bis zum Ende an uns geglaubt und haben im Viertelfinale gegen Mainz gelernt, dass wir alles schaffen können, selbst wenn alles gegen uns zu laufen scheint.“

Dem ASV bleibt nun kaum Zeit zum Verschnaufen. Bereits am Samstag um 19.30 Uhr findet der erste Finalkampf gegen den SC Kleinostheim statt. Als Kampfstätte hat der ASV Schorndorf die EWS Arena in Göppingen ausgewählt, die Platz für bis zu 5.600 Zuschauer bietet und normalerweise die Heimspielstätte des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen ist. Eine Woche später, am 25. Januar, findet dann der Rückkampf im unterfränkischen Kleinostheim statt.

Tickets für den Final-Hinkampf in der EWS-Arena in Göppingen gibt es online über folgende Adresse:

Ringen – Finale Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, 18.01.2025 – 19:30 Uhr – Eintrittskarten, Konzertkarten und Tickets – Easy Ticket Service, Stuttgart

 

ASV Schorndorf – SV Wacker Burghausen 15:14 (2:10)

61 kg GR: Scarpello – Schmitt 0:1 AS (0:4).
130 kg FR: Siyar – Thiele 6:4 PS (1:4).
66 kg FR: Demir – Harutyunyan 0:15 TÜ (1:8).
98 kg GR: Lazogianis – Baldauf 3:3 PS (2:8).
71 kg GR: Kudrynets – Widmayer 1:5 PS (2:10).
86 kg FR: Dzhioev – Tatarinov 16:1 TÜ (6:10).
75 kg FR: Ustaev – Baev 0:16 TÜ (6:14).
80 kg GR: Yilmaz – Ibaev 21:8 PS (9:14).
75 kg GR: Ghanem – Muhametow 17:0 SS (13:14).
80 kg FR: Kuramagomedov – Valiev 5:1 PS (15:14).

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