Spartaner schultern auch den ASV Urloffen
In ihrem ersten Auswärtskampf der Rückrunde feierten die Ringer des ASV Schorndorf beim ASV Urloffen ihren bislang höchsten Saisonsieg. Vor 250 lautstarken Fans gewann der Tabellenführer der 1. Bundesliga Süd in der Ortenau mit 29:4. Dabei war die Messe schon nach den ersten drei Kämpfen beim Stand von 12:0 mehr oder weniger gelesen. Gleich vier der zehn Duelle entschieden die Gäste mit Schultersiegen.
Traditionell bringen die Athleten aus dem Teilort von Appenweier in ihren Bundesligakämpfen zahlreiche Ringer aus dem eigenen Nachwuchs auf die Matte. So auch gegen den ASV Schorndorf. Mit Leon Schmidt, Aram Shikho, Justin Federer, Raphael Langenecker und Joshua Knosp waren gleich fünf Eigengewächse aus dem „Meerrettichdorf“ am Start, die gegen die mit internationalen Medaillen dekorierten Schorndorfer zwar viel Erfahrung, aber keine Punkte sammeln konnten.
Gleich im ersten Kampf des Abends musste der junge Leon Schmidt nach nur 1:45 Minuten die technische Überlegenheit von Georgios Scarpello anerkennen. Eine Sekunde weniger benötigte Mohsen Siyar im Superschwergewicht, ehe er Aram Shikho per Schultersieg bezwungen hatte. Ebenso auf Schulter gewann Ayub Musaev nach 4:04 Minuten gegen Justin Federer – es war bei seinem dritten Einsatz für den ASV der dritte vorzeitige Sieg für den 22-jährigen Belgier.
Spannend wurde es dann im vierten Kampf, in dem mit Mindaugas Venckaitis und dem Schorndorfer Lucas Lazogianis zwei Teilnehmer der Olympischen Spiele 2024 aufeinandertrafen. Der aus Litauen stammende Urloffener ging durch eine angeordnete Bodenlage gegen Lazogianis mit 1:0 in Führung, büßte seine Führung aber noch vor der 30-sekündigen Pause durch eine Verwarnung aufgrund eines Kopfstoßes ein. Nach dreieinhalb Minuten wurde dann Venckaitis passiv gestellt, was dem Schorndorfer eine 3:1-Führung bescherte, die er bis zum Ende des Kampfes verteidigte.
Bemerkenswertes spielte sich dann im fünften Duell des Abends ab: In der Klasse Griechisch-Römisch bis 71 Kilogramm feierte Nachwuchsringer Alexander Schlee sein Bundesliga-Debüt. Der 17-Jährige musste gegen Nika Korshia ran und überrumpelte seinen erfahrenen Kontrahenten gleich mit seinen ersten beiden Aktionen, die ihm zur Überraschung aller nach einer Minute eine 4:0-Führung einbrachten. Was folgte, waren wütende Angriffe des Georgiers, der nun seine ganze körperliche Überlegenheit und Routine ausspielte und das 0:4 bis zur Pause in einen 14:4-Vorsprung gedreht hatte. Am Ende stand nach viereinhalb Minuten ein Überlegenheitssieg für den ASV Urloffen zu Buche, doch Schlee setzte mit seinem Auftritt eine erste Duftmarke in der Bundesliga und man darf auf seine weitere Entwicklung gespannt sein. „Alexander hat heute gezeigt, dass unsere kontinuierliche Jugendarbeit der letzten Jahre Früchte trägt und wir unseren Nachwuchsringern zurecht auch die Chance geben, Erfahrungen in der Bundesliga zu sammeln. Das war klasse heute“, sagte ein stolzer ASV-Coach Jörg Sänger.
Die Gastgeber verkürzten mit dem gewonnenen Kampf direkt vor der Halbzeitpause zwar auf 13:4, doch sollte dies der einzige Sieg für den ASV Urloffen an diesem Samstagabend bleiben.
Nach der Pause schraubten Kiril Kildau (Schultersieg gegen Raphael Langenecker) und Murad Kuramagomedov (Schultersieg gegen Stefan Käppeler) den Vorsprung auf 21:4.
Dann folge ein Kampf, bei dem Jörg Sänger im Nachhinein von einem „Duell der Giganten“ sprach. Der Schorndorfer Weltmeister und Olympia-Dritte Akzhol Makhmudov legte im kirgisisch-bulgarischen Duell mit dem zweifachen Olympia-Teilnehmer Aik Mnatsakanian in den ersten drei Minuten einen 5:0-Vorsprung vor. Doch seine erste Bodenlage wegen Passivität nutzte Mnatsakanian zu einem Ausheber, dem er einen schulbuchmäßigen Überwurf folgen ließ, mit dem er seinen Rückstand wettmachte und auf 5:5 ausglich. Doch Makhmudov zeigte, was den Unterschied zwischen einem Olympia-Teilnehmer und einem Olympia-Medaillengewinner ausmacht. Mit eisernem Willen und hohem Einsatz stemmte er sich gegen das Momentum seines Gegners und schaffte es, diesen aus der Kampfzone zu drängen. Dies brachte ihm nicht nur einen, sondern gleich zwei Zähler ein, da Kampfrichter Ronald Hartenstein die Aktion als „Mattenflucht“ von Mnatsakanian wertete und dem Schorndorfer einen weiteren Punkt zum 7:5-Sieg zusprach.
Nachdem Ruslan Kudrynets einen weiteren vorzeitigen Sieg gegen Domenik Chelo gelandet hatte, war im letzten Kampf des Abends auch Stas David Wolf gegen Joshua Knosp auf Kurs zu einem Überlegenheitssieg. Beim Stand von 10:1 verletzte sich der 21-Jährige jedoch und brachte am Ende mit dick bandagiertem Knöchel einen 12:4-Sieg ins Ziel.
„Wir haben heute die Pflichtaufgabe Urloffen mit Bravour gelöst“, sagte ein entspannter Coach Jörg Sänger nach Kampfende. „Jetzt gilt unser Fokus voll und ganz dem Derby am kommenden Sonntag zuhause gegen die Red Devils Heilbronn.“
Diese haben parallel zum ASV-Sieg in Urloffen gegen das bislang sieglose Schlusslicht KG Baienfurt/Ravensburg zuhause überraschend mit 16:17 verloren.
ASV Urloffen – ASV Schorndorf 4:29 (4:13):
61 kg GR: Schmidt – Scarpello 0:15 TÜ (0:4).
130 kg FR: Shikho – Siyar 0:12 SS (0:8).
66 kg FR: Federer – Musaev 0:16 SS (0:12).
98 kg GR: Venckaitis – Lazogianis 1:3 PS (0:13).
71 kg GR: Korshia – Schlee 20:4 TÜ (4:13).
86 kg FR: Langenecker – Kildau 1:10 SS (4:17).
75 kg FR: Käppeler – Kuramagomedov 0:16 SS (4:21).
80 kg GR: Mnatsakanian – Makhmudov 5:7 PS (4:22).
75 kg GR: Chelo – Kudrynets 0:15 TÜ (4:26).
80 kg FR: Knosp – Wolf 4:12 PS (4:29).
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