Schorndorfer Kantersieg sorgt für Viertelfinal-Einzug
Es gibt Abende, an denen einfach alles stimmt. Wer am Samstagabend unter den 500 Zuschauern war, die in der Schorndorfer Grauhalde Zeugen der 24:1-Machtdemonstration des heimischen ASV gegen den AC Lichtenfels wurden, war genau bei einem solchen Abend live dabei.
Es waren jedoch nicht nur die zehn nahezu perfekten Kämpfe, die die beiden Stunden zu einem besonderen Erlebnis machten. „Die Stimmung in der Halle war unglaublich und die Zuschauer haben unsere Jungs teilweise mit Standing Ovations begleitet“, schwärmte ASV-Coach Jörg Sänger. Auch vor der Halle fanden die Fans mit vielen Lichtern, offenem Grill und Glühwein ein ganz spezielles Ambiente vor, das den Heimkampf zu einem besonderen Event werden ließ.
Das Geschehen auf der Matte begann um 19.30 Uhr mit einem ersten Highlight von Georgios Scarpello gegen Krisztian Kecskemeti. War der 22-Jährige in der letzten Saison gegen den Ungarn nach einer Führung noch unglücklich als Verlierer von der Matte gegangen, so konnte er seinen international erfahrenen Kontrahenten diesmal zum ersten Mal besiegen. Bereits nach etwa mehr als 90 Sekunden hatte Scarpello sich einen 3:0-Vorsprung erarbeitet. Zwar musste er nach der Pause noch einmal in die Bodenlage, doch steuerte er mit seinem 3:1-Sieg den ersten Mannschaftspunkt an diesem Abend bei.
Überzeugen konnte auch Mohsen Siyar, der im Freistil bis 130 kg gegen einen acht Kilogramm schwereren Gegner ran musste. Kamil Kosciolek, U23-Europameister von 2018, machte einen körperlich sehr starken Eindruck, doch der Deutsch-Iraner in Schorndorfer Diensten kompensierte den Gewichtsnachteil mit einer sehr agilen Ringweise und feierte einen 5:1-Punktsieg.
Wenig Mühe hatte Ayub Musaev gegen Ilir Sefaj und feierte nach dreieinhalb Minuten einen Überlegenheitssieg zur zwischenzeitlichen 7:0-Führung.
Ein Duell auf Augenhöhe lieferten sich Lucas Lazogianis und Hannes Wagner, die sich von zahlreichen gemeinsamen Trainingslagern aus dem Effeff kennen. In dem schön anzusehenden Kampf nutzte der Schorndorfer gegen den fast neun Kilogramm leichteren Wagner seinen Gewichtsvorteil und setzte sich mit 3:1 durch.
Einen echten Leckerbissen bekamen die Zuschauer beim 11:0-Sieg von Luis Alberto Orta Sanchez gegen Abu-Muslim Aptievich Amaev zu sehen. Der Kubaner glänzte gegen den EM-Dritten und ehemaligen Junioren-Weltmeister unter anderem mit zwei spektakulären Überwürfen, die jeweils mit vier Punkten belohnt wurden, und erntete dabei stehende Ovationen vom Publikum.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Duell zwischen Kiril Kildau und Ahmed Dudarov, bei dem es um die deutsche Vorherrschaft in der Freistilklasse bis 86 kg ging. Hier musste der 20-jährige Schorndorfer erkennen, dass es an dem Lichtenfelser Routinier zumindest an diesem Abend noch kein Vorbeikommen gab. Kildau unterlag in dem offenen Kampf mit 2:4 – der einzige Sieg der Gäste, der ihnen den Ehrenpunkt zum zwischenzeitlichen 11:1 einbrachte.
Mit zwei Überlegenheitssiegen machte der ASV Schorndorf dann den Erfolg im Bundesligakampf perfekt. Dawid Wolny (gegen Bastian Hoffmann) und der frischgebackene WM-Dritte Ahmet Yilmaz (gegen Maximilian Schwabe) schraubten das Ergebnis auf 19:1, so dass Ruslan Kudrynets und Stas David Wolf ohne Druck zu den letzten beiden Kämpfen auf die Matte gehen konnten.
Kudrynets machte gegen Vilius Savickas dann auch den „Kampf seines Lebens“ (O-Ton Jörg Sänger). Bei seinem 11:4-Punktsieg gegen den Zweiten der diesjährigen U23-Europameisterschaften gelang dem 32-Jährigen unter anderem ein schöner Ausheber, der von Kampfrichter Wolfgang Spänle mit gleich fünf Punkten belohnt wurde.
Stas David Wolf, der frisch von der U23-WM zurückkehrte, ging gegen den technisch starken Daniel Sartakov konzentriert zu Werke und setzte mit seinem 10:1-Sieg den Schlusspunkt unter einen auf ganzer Linie erfolgreichen Abend.
Der ASV Schorndorf baute seine Serie damit auch acht Siege in Folge aus und sicherte sich nebenbei auch noch den Einzug in das Viertelfinale der im Dezember beginnenden Playoffs.
„Bei aller Euphorie dürfen wir aber nicht vergessen, dass dies nur eine Momentaufnahme auf dem Weg zu unserem Saisonziel Halbfinale ist. Nächste Woche müssen wir in Urloffen genauso konzentriert weitermachen und dürfen nicht nachlassen“, mahnt Trainer Jörg Sänger.
ASV Schorndorf – AC Lichtenfels 24:1 (11:0):
61 kg GR: Scarpello – Kecskemeti 3:1 PS (1:0).
130 kg FR: Siyar – Kosciolek 5:1 PS (3:0).
66 kg FR: Musaev – Sefaj 15:0 TÜ (7:0).
98 kg GR: Lazogianis – Wagner 3:1 PS (8:0).
71 kg GR: Orta Sanchez – Amaev 11:0 PS (11:0).
86 kg FR: Kildau – Dudarov 2:4 PS (11:1).
75 kg FR: D.Wolny – Hoffman 15:0 TÜ (15:1).
80 kg GR: Yilmaz – Schwabe 20:4 TÜ (19:1).
75 kg GR: Kudrynets – Savickas 11:4 PS (21:1).
80 kg FR: Wolf – Sartakov 10:1 PS (24:1).
Text: Scherlinzky
Bild: Günter Schmid
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