Saisonabbruch: Schock für den ASV Schorndorf
(ZVW/Von unserem Redaktionsmitglied Mathias Schwardt)
Ringen: Die Entscheidung der Bundesligisten und Verantwortlichen bedeutet einen harten Schlag für den Verein, seine Sportler und Fans
Eine Videokonferenz am Freitag endete für Sedat Sevsay, Vorstandsmitglied und Trainer des ASV Schorndorf, mit etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte: Die Saison in der Bundesliga wird abgebrochen und nicht wieder fortgesetzt. Wie geht’s jetzt weiter mit dem Verein? Gehälter, Dauerkarten, weitere Planung – Sevsay und seine Mitstreiter sind in allen Bereichen gefordert. Frust und Enttäuschung sitzen tief. Was hatten die Schorndorfer und die anderen Clubs nicht alles investiert, um trotz Corona eine Bundesliga-Runde zu stemmen. Hygienekonzepte mussten erstellt, finanzielle Risiken minimiert und schlagkräftige Teams auf die Matte gebracht werden. Und nun war die ganze Arbeit für die Katz. Schon nach vier Kämpfen ist Schluss, fünf hätten es in der Staffel Südost sein müssen, um wenigstens die Vorrunde abzuschließen. Der ASV Schorndorf hatte gegen Liga-Mitfavorit Nürnberg (über einen Einspruch des Gegners wird noch entschieden, was jetzt aber keine Rolle mehr spielt) sowie die Aufsteiger Hösbach und Markneukirchen gewonnen und nur gegen die ebenfalls ambitionierten Kleinostheimer verloren. Am Wochenende hätte es den Spitzenkampf des Zweiten Schorndorf beim Deutschen Meister und Tabellenführer Burghausen gegeben, doch dazu ist es nicht mehr gekommen. „Das ist total schade“, kommentiert Sedat Sevsay das jähe Saisonaus ernüchtert. Die Runde in der Bundesliga hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Von den 27 Bundesligateams in den drei Staffeln traten nur 17 an, kurz darauf zogen sich sechs weitere Vereine zurück. Am Freitag nun hielten die elf verbliebenen Clubs sowie die Bundesligaverantwortlichen des Deutschen Ringer-Bunds eine Videokonferenz ab. Zur Debatte standen drei Szenarien: sofortiger Abbruch, weitermachen oder eine Pause einlegen und die Saison zu einem späteren Zeitpunkt fortführen. Für letztere Variante plädierte der ASV. Um wenigstens die vorgezogene Endrunde um die deutsche Meisterschaft noch durchziehen zu können, hätten sich acht Vereine für die Fortführung der Kämpfe entscheiden müssen. Inklusive der Schorndorfer waren dazu aber nur noch fünf Mannschaften bereit. Das Ende der Träume des ASV, der mit seinem starken Team inklusive des dreimaligen Weltmeisters Frank Stäbler zu den Meisterschaftsfavoriten gezählt hatte, war besiegelt. Einen Vorwurf macht ASV-Stratege Sevsay niemandem. „Es war eine demokratische Entscheidung, und die tragen wir mit.“ Für den Verein bedeute der Abbruch aber einen Schlag. „Wir hatten uns brutal reingelegt, mit der Stadt Gespräche geführt und ein Hygienekonzept aufgestellt. Und dann konnten wir uns in den vier Kämpfen nie in voller Stärke präsentieren. Unser Lazarett war riesengroß. Es wäre noch viel möglich gewesen für uns.“ Dass die Stadt Schorndorf nun einen Teil der Finanzspritze von 20 000 Euro zurückverlangen könnte, glaubt Sevsay nicht. Schließlich sei der Verein angetreten, „und beim Saisonaus trifft uns ja keine Schuld“. Zudem müsse der ASV einen Großteil der Fixkosten auch nach der Entscheidung noch begleichen.
Die Finanzplanung des ASV war sehr vorsichtig, sagt Sevsay
Angst um die Existenz des Vereins hat Sevsay, der sich ständig mit dem für die Finanzen zuständigen Vorstandsmitglied Elke Scherer austauscht, aber nicht: „Wir haben eingeplant, dass so was auf uns zukommen könnte. Unsere Planung war sehr konservativ.“ In den kommenden Tagen will der Vorstand Gespräche mit den Athleten führen, es wird um die Gehälter gehen. Sedat Sevsay ist zuversichtlich, dass eine gute Lösung gefunden wird: „Die Ringer haben ganz positive Signale gesendet. Sie sind dankbar dafür, dass wir einer der nur fünf Vereine sind, die weiterringen wollten. Denn daran sieht man, dass der ASV versucht, alles für seine Sportler zu tun.“ Ebenfalls einigen will und muss sich der ASV mit den Dauerkartenbesitzern. Nur diese waren heuer als Zuschauer in der Sporthalle Grauhalde zugelassen, und schon im zweiten und letzten Heimkampf gegen Markneukirchen mussten sie coronabedingt draußen bleiben. Es wäre fatal für den Verein, würden viele Zuschauer ihr Geld zurückverlangen. Allerdings hat Sevsay schon mehrmals darauf hingewiesen, dass die Schorndorfer Fans sehr treu sind und dem ASV auch in schweren Zeiten die Stange halten. „Und jetzt wollen wir die Dauerkartenbesitzer auch nicht leer ausgehen lassen. Wir werden sie fair entschädigen.“ Vereinsintern würden schon ein paar Ideen diskutiert. Trotz des Frusts über den Saisonabbruch war und ist Sedat Sevsay ein unerschütterlicher Optimist. „Der Vorteil ist, dass wir jetzt relativ früh mit den Planungen für nächstes Jahr beginnen können.“ Nach Gruppenplatz drei beim Debüt in der Bundesliga und dem zweiten Rang in dieser kurzen Saison laute das Ziel, im nächsten Jahr wieder anzugreifen. Das Team solle bis auf wenige personelle Veränderungen zusammenbleiben, erste Gespräche würden bald geführt. Das zeigt: Die Schorndorfer Ringer glauben fest daran, dass es eine Horrorsaison wie in diesem Jahr nicht mehr geben wird. Corona hat lange genug den Spielverderber gespielt, irgendwann muss ja der Impfstoff kommen.
Foto Untertitel:
Nur ein einziges Mal hatten die Schorndorfer Fans das Vergnügen, den dreifachen Weltmeister Frank Stäbler (links) im ASV-Trikot zu sehen. Im Bundesliga-Heimkampf ließ er dem Nürnberger Weltklassemann Zoltan Levai trotz Schulterverletzung keine Chance.
Foto: Steinemann
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