Schorndorf siegt auch ohne Fans

Von unserem Mitarbeiter Ralf Scherlinzky
Im ersten, coronabedingten, Geisterkampf ihrer Bundesliga-Geschichte haben die Ringer des ASV Schorndorf am Samstag mit einem 18:6-Sieg gegen den AV Germania Markneukirchen gewonnen. Doch die Höhe des Sieges täuscht etwas über den tatsächlichen Verlauf des Abends hinweg. Es herrschte eine gespenstische Stille in der Schorndorfer Sporthalle Grauhalde. „Das war schon ungewohnt, so ganz ohne Fans“, sagte Sedat Sevsay, ASV-Trainer und Vorstandsmitglied. Der Verein hatte am Freitagmorgen die Reißleine gezogen, als sich die Hinweise verdichtet hatten, der Heimkampf könnte vor leerer Kulisse stattfinden. „Wir sind froh, dass wir das frühzeitig entschieden haben. Denn die offizielle Meldung dazu kam erst am Samstag um 15 Uhr. Und da hätten wir nicht mehr alle Fans erreichen können.“ Der Abend startete mit einem hart umkämpften Freistil-Duell in der Klasse bis 57 Kilogramm. Engin Cetin musste gegen Razvan Kovacs eine überraschend deutliche 1:6-Punktniederlage hinnehmen. Enger ging es im zweiten Kampf zu, als mit Schwergewicht Jello Krahmer und Franz Richter die Aushängeschilder der Vereine antraten. Der Schorndorfer übernahm schnell das Kommando, punktete gegen den Dritten der Junioren-WM von 2018 aber nicht entscheidend. Bis zehn Sekunden vor dem Schlussgong lag Krahmer mit 2:1 in Führung, ehe Richter zum 2:2 ausglich und durch diese letzte Wertung einen weiteren Mannschaftspunkt für die Gäste sicherte. Razvan Arnaut glich mit einem 8:0-Punktsieg gegen den erfahrenen Dustin Scherf zum 3:3 aus, doch danach unterlag Ertugrul Agca seinem Gegner Ahmet Bilici knapp – 3:4. Für die 5:4-Pausenführung des ASV sorgte Hamza Alaca. Der junge Türke besiegte Stefan-Ionut Coman mit 6:1. Die zweite Halbzeit begann mit einem Kracher, der die Fans von ihren Plätzen gerissen hätte: Der Schorndorfer Nico Brunner bekam gegen Bogdan Eismont nach einer Minute vier Punkte für einen Überwurf zugesprochen und schaffte es 20 Sekunden später, den Deutschen Veteranenmeister von 2019 auf die Schultern zu legen. Der ASV führte nun mit 9:4 und ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Abdolmohammad Papi baute die Führung auf 12:4 aus, Benjamin Sezgin ließ einen Überlegenheitssieg folgen. Es stand 16:4, der Gesamterfolg stand fest. Shamil Ustaev und Christian Fetzer sicherten die Punkte zum am Ende doch noch deutlichen 18:6. „Nach der Halbzeit hat alles gepasst“, lobte Sevsay. „Entscheidend war der Schachzug, Nico Brunner statt Hannes Wagner auf die Matte zu schicken. Er hatte Eismont schon mal auf die Schulter gelegt und hat es auch diesmal wieder geschafft.“ Den nächsten Heimkampf bestreitet der ASV erst in vier Wochen, denn für den kommenden Samstag hat er mit dem SC Kleinostheim das Heimrecht getauscht.

ASV Schorndorf – AV G. Markneukirchen 18:6
57 kg FR: Cetin – Kovac 1:6 PN (0:2).
130 kg GR: Krahmer – Richter 2:2 PN (0:3).
61 kg GR: Arnaut – Scherf 8:0 PS (3:3).
98 kg FR: Agca – Bilici 3:3 PN (3:4).
66 kg FR: Alaca – Coman 6:1 PS (5:4).
86 kg GR: Brunner – Eismont 4:0 SchS (9:4).
71 kg GR: Papi – Simon 13:4 PS (12:4).
80 kg FR: Sezgin – Gebhard 18:0 TÜS (16:4).
75 kg FR: Ustaev – Stier 7:4 PS (18:4).
75 kg GR: Theodoridis – Fetzer 1:5 PN (18:6).

Foto: Steinemann: Großer Auftritt: ASV-Ringer Nico Brunner schultert Bogdan Eismont.

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