Schorndorf ist jetzt „Ringer-Sporthauptstadt“

Nach 50 Jahren wird der ASV Schorndorf wieder deutscher Mannschaftsmeister im Ringen. Das wird ordentlich gefeiert – mit Eintrag ins Goldene Buch und einer Fanparty auf dem Marktplatz.

Zwei goldene Sterne prangen unübersehbar auf jeder stolzen Heldenbrust. Vor rund drei Wochen haben die „Spartaner“ des ASV Schorndorf im Finale den SC Siegfried Kleinostheim niedergerungen – und sind nach 50 Jahren endlich wieder deutscher Mannschaftsmeister geworden. Am Samstag sind die siegreichen Recken von der Stadt mit dem Eintrag ins Goldene Buch geehrt und bei der Fanparty auf dem Marktplatz von ihren Anhängern gefeiert worden.

Mitten unter den Muskelmännern strahlte Elke Scherer. Die 79-Jährige ist seit Jahrzehnten in vielen Positionen beim ASV engagiert, seit 2012 Vorständin für Finanzen und Organisation und immer die Erste, die bei Bundesliga-Heimwettkämpfen in der Halle ist. Sie durfte sich auch als Erstes ins Goldene Buch der Stadt eintragen.

Ringer haben zum zweiten Mal den Titel nach Schorndorf geholt

Zum zweiten Mal seit 1975 haben die Ringer den nationalen Titel nach Schorndorf geholt. „Jetzt ist die Daimlerstadt nicht nur Sportstadt, sondern die Sporthauptstadt in Sachen Ringen“, sagte der Erste Bürgermeister Thorsten Englert vollmundig beim Festakt im Rathaus. Einzeln zeigten sich die Ringer mit dem glänzenden Meisterpokal unter dem Jubel der Anhänger auf dem Rathausbalkon: vom schwergewichtigen Kapitän Jello Krahmer bis zum griechisch-römischen Spezialisten Ibrahim Ghanem, dem amtierenden Vize-Weltmeister und Weltmeister des Vorjahres, der kurz vorher extra aus Paris mit dem TGV angereist war.

Nicht dabei sein konnte Iuri Lamadze. Der Georgier, einer der Garanten für den Titelgewinn, weile in seiner Heimat, um sich auf ein Weltranglistenturnier vorzubereiten, erklärte Sedat Sevsay, der Trainer und Vorsitzende des ASV Schorndorf. Für Yuri Schmidt aus Schorndorf war das eine große Enttäuschung. Der achtjährige Nachwuchsringer und Anhänger der „Spartaner“ hatte sich ins Rathaus geschlichen und unter die geladenen Festgäste gemischt. Er wollte seinem Namensvetter persönlich ein Bild überreichen, ein selbst gemaltes Porträt seines Idols. Sedat Sevsay nahm das Werk in seine Obhut, versprach, er werde es bei nächster Gelegenheit an Lamadze übergeben – und der kleine Yuri zog stolz und zufrieden ab.

Während die starken Männer noch den Sieg auskosten, machen sich die Verantwortlichen schon Gedanken über die Zukunft. Denn die „Spartaner Arena“, die Sporthalle Grauhalde in Schorndorf, in der der 1908 gegründete Verein seine Heimkämpfe austrägt, steht wegen Sanierung nicht zur Verfügung. „Wir haben unsere Matten und Material erst einmal in der Bronnbachhalle gelagert“, sagt Sedat Sevsay. Für Wettkämpfe sei die Halle im Teilort Weiler aber zu klein, da sie maximal 400 Zuschauende fasse. Im Schnitt kämen 700 bis 800 Zuschauende zu den Heimkämpfen, zu den Spitzenduellen gegen die Teams aus Kleinostheim, Burghausen oder Weingarten sogar bis zu 1200, so Schorndorfs Ringer-Chef. „Wir suchen gerade eine Lösung, vielleicht können wir die Halle mit mobilen Zusatztribünen aufpimpen. Das wäre uns auf jeden Fall lieber, als auf eine andere Halle auszuweichen“, so der Trainer. „Aber für die großen Kämpfe brauchen wir eine größere Halle.“

Eine solch lange Durststrecke wie zwischen dem ersten und zweiten Titelgewinn soll es beim ASV Schorndorf auf jeden Fall nicht mehr geben. Für Elke Scherer wäre es die Krönung ihres langen Engagements. „Nächstes Jahr werde ich 80, und mein schönstes Geburtstagsgeschenk wäre der dritte Stern“, sagte sie mit einem Lächeln.

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Text: Eva Herschmann

Bild: Günter Schmid

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