Saison kommt – mit weniger Vereinen

(ZVW, 05.08.2020 Mathias Schwardt)
Ringen: Bundesligist ASV Schorndorf und Verbandsligist SC Korb freuen sich trotz Mehrarbeit und finanzieller Einbußen Nach der Absage der Saison in der Regionalliga ist die Kettenreaktion ausgeblieben. In den Ligen des ASV Schorndorf und SC Korb haben genügend Vereine ihre Teams gemeldet. Damit lautet die gute Nachricht: Von Oktober an könnte tatsächlich gerungen werden. Jetzt heißt es darauf zu hoffen, dass Corona nicht aufmuckt und Versuche, einen Teil der Umsatzeinbußen aufzufangen, erfolgreich sind. Wie sehr die Pandemie die Ringervereine getroffen hat, ist in der Bundesliga zu sehen. Nur 17 von 26 Mannschaften sind gemeldet worden. Der prominenteste Club, der heuer finanzbedingt kein Team stellen wird, ist der Deutsche Vizemeister Red Devils Heilbronn, das Team von Weltmeister Frank Stäbler. Und auch dem RSV Rotation Greiz war die Sache wohl zu heiß. Mit dem thüringischen Vertreter hatte der ASV in der vergangenen Saison vor allem wegen des Einsatzes des Vizeeuropameisters Martin Obst, gegen den wegen einer verweigerten Dopingprobe ermittelt wurde, einen Strauß ausgefochten. Schadenfreude über den Rückzug der Mannschaft für die kommende Runde ist vom Schorndorfer Vorstandsmitglied Sedat Sevsay jedoch nicht zu hören. Er zeigt Verständnis für die Lage des Clubs. Die Greizer hätten in der Liga die meisten Zuschauer und deshalb nun bei diesen auch die größten finanziellen Verluste aller Vereine. Sevsays Einfühlungsvermögen ist nicht vorgeschoben. Denn auch sein ASV muss um die Existenz in der Bundesliga kämpfen. Auf 70 000 Euro schätzt der Vorstand bislang die zu erwartenden Einbußen durch Corona. Zu den Gründen zählen der Ausfall der SchoWo, das Abspringen einiger Sponsoren, deutlich weniger Fans – Sevsay rechnet mit 50 Prozent – und die wohl allenfalls nur noch eingeschränkt mögliche Bewirtschaftung in der Sporthalle Grauhalle. Die Finanzspritze der Stadt für den ASV ist umstritten Trotz des Verzichts aller Ringer auf Teile ihres Gehalts sah sich der ASV Schorndorf deshalb gezwungen, die Stadt um einen einmaligen Sonderzuschuss zu bitten. Der wurde vom Gemeinderat jüngst gewährt. 20 000 Euro bekommt der Verein, nachdem er im vergangenen Jahr für den Bundesligaaufstieg bereits 25 000 Euro erhalten hatte. In Zeiten, in denen die Stadt wegen der Corona-Folgen zahlreiche Zuschüsse kürzt, sogar bei der Kultur, hat die beschlossene Finanzspritze für die Ringer auch Kritik geerntet. „Direkt nach der Entscheidung habe ich mich fast peinlich berührt gefühlt“, sagt Sevsay. Noch wichtiger als das Geld sei es gewesen, den Rückhalt für die Arbeit des Vereins, der zum Beispiel Partnerschaften mit mehreren Schulen in der Stadt pflegt, zu spüren. „Das ist für mich eine riesige Motivation, jetzt anzupacken.“ Der ASV benötigt weiteres Geld, um während der Saison, die am 3. Oktober beginnen soll, nicht in finanzielle Schieflage zu geraten. Geplant ist ein Crowdfunding, also eine Spendenaktion. Beginnen soll sie in etwa zwei Wochen, geworben wird dann auf der Homepage des Vereins und in den sozialen Medien. Jeder Spender soll etwas zurückbekommen. Dafür hat der ASV schon vor längerem die regionalen Fußball-Profivereine und alle Bundesligaclubs angeschrieben. Es seien dadurch viele Sachspenden zusammengekommen. Dazu gehören Fanartikel wie Handyhüllen, T-Shirts und Mützen unter anderem vom FC Bayern München und Eintrittsgutscheine vom 1. FC Heidenheim. Der VfB Stuttgart dagegen, gerade jener Club also, dessen Spiele auch von vielen Schorndorfer Ringerfans besucht werden, hat nichts springen lassen. Bis zu 30 000 Euro erhofft sich der ASV von der Spendenaktion. Um weitere Kosten zu sparen und zu verhindern, dass es coronabedingte Probleme bei der Einreise gibt, „werden wir versuchen, so wenig wie möglich mit ausländischen Athleten zu ringen“. In der erneut stärksten Bundesliga-Gruppe Südost lautet das Ziel, nach Platz drei in der Vorsaison, diesmal vielleicht sogar Zweiter zu werden und in die Play-offs einzuziehen. Die zweite Schorndorfer Mannschaft, eigentlich in die Landesliga aufgestiegen, wird wegen des Mangels an Mannschaften quasi als Gast doch wieder in der Landesklasse kämpfen.

Der SC Korb verlangt keinen Eintritt bei Heimkämpfen Wie geplant in der Verbandsliga ringt dagegen der SC Korb, losgehen soll’s am 17. Oktober. Alle seien erleichtert, dass die Austragung der Saison nun beschlossene Sache ist, sagt Abteilungsleiter Uwe Schaal. Das Hygienekonzept des Vereins sieht inklusive Gästefans bis zu 140 Zuschauer in der Ballspielhalle vor. Das entspräche dem Schnitt aus der vergangenen Saison. Weil die Korber laut Schaal im vergangenen Jahr sehr gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet haben, wollen sie einen ungewöhnlichen Weg gehen: „Wir werden keinen Eintritt verlangen. Das ist in so einer Zeit nicht angebracht.“ Dafür werde der SC eine Spendenkasse aufstellen. Die Organisation der Kämpfe bedeute erheblichen Mehraufwand, etwa wegen des verstärkten Ordnungsdienstes. Der Verein rechnet deshalb mit höheren Kosten. Einige der Sponsoren hätten aber zum Glück schon gezahlt. Die Korber hoffen, dass auch andere etwas beisteuern können. „Jedenfalls werden wir 2020 überstehen.“ Und mit der KG Korb II/Backnang, die Amstettener fehlen diesmal, ein zweites Team ins Rennen schicken. Nach dem Aufstiegsverzicht tritt es wieder in der Bezirksklasse an.

Archivfoto: Steinemann

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