RKG Freiburg 2000 – ASV Schorndorf 15:17 / Auswärtssieg in Freiburg mit blauem Auge
Wertvoller Weckruf.
Wenn – egal in welcher Sportart – der Titelverteidiger beim noch punktlosen Schlusslicht antritt, scheint der Ausgang meist vorbestimmt. So war es auch vor dem Auswärtsduell des Deutschen Mannschaftsmeisters beim Tabellenletzten der Ringer-Bundesliga, der RKG Freiburg 2000, gedacht. Tatsächlich holte der ASV im siebten Saisonauftritt den sechsten Erfolg. Dennoch fiel der 17:15-Erfolg deutlich knapper aus als erwartet – und stand bis in die Schlussphase auf der Kippe.
„Was für ein nervenaufreibender Abend“, fasste ASV-Coach Jörg Sänger noch sichtlich aufgewühlt zusammen. Sängers Fazit:
„Heute ist einiges nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten. Aber am Ende hat das Team Moral gezeigt und den schon verloren geglaubten Kampf noch gedreht.“
Früher Rückstand trotz Krahmer-Blitzsieg
Zum Auftakt stand der 18-jährige Dominik Sigle gegen den Moldawier Mihail Lapp auf verlorenem Posten: Trotz großem Einsatz und Befreiung aus brenzliger Lage unterlag er nach etwas mehr als zwei Minuten vorzeitig. Nur 35 Sekunden benötigte Jello Krahmer, um gegen den 26 Kilogramm leichteren Nikita Ovsjanikov mit technischer Überlegenheit auszugleichen – 4:4.
Youngster Kevin Karl hielt gegen Corneliu Rusu lange gut dagegen und schien die erwartete Niederlage auf zwei Mannschaftspunkte begrenzen zu können. 50 Sekunden vor Schluss bekam Rusu jedoch eine Vierer-Wertung zugesprochen, am Ende stand ein 10:0 und damit drei Zähler für Freiburg.
Im Freistil bis 98 kg fehlte der etatmäßige ASV-Mann Ertugrul Agca, der dienstlich bei der Bundeswehr gebunden war. Für ihn rückte Abdullah Al Ameri ins Team, hatte beim Überlegenheitssieg des Freiburgers Lars Schäfle aber keine Chance.
Anschluss vor der Pause – Dämpfer nach dem Wechsel
Dass die Gäste beim Schlusslicht nach vier Duellen 4:11 hinten lagen, hatte so kaum jemand auf dem Zettel. Vor der Pause kam Ayub Musaev gegen den auf Defensive bedachten Dario Fischietti in die Matte – der 2025 die U17-EM-Bronzemedaille gewann. Der Belgier war über weite Strecken der aktivere Ringer, spielte seine Überlegenheit aber nicht bis ins Letzte aus. Sein 8:0-Erfolg reichte daher nur, um den Rückstand auf 7:11 zu verkürzen.
Zum Start in Hälfte zwei war für Deni Nakaev gegen Johnny Bur eigentlich ein knapper Sieg eingeplant gewesen, doch der Neuzugang unterlag 0:4. „Da wurde die Luft dann auf einmal dünner“, gab Jörg Sänger zu – der Rückstand wuchs wieder auf sieben Zähler.
Lomadze zündet – Kudrynets macht zu
Dann war Verlass auf Iuri Lomadze: Der Georgier im ASV-Trikot demonstrierte gegen Olympiateilnehmer Valentin Petic Routine und Klasse, führte 13:0, ehe Petic wegen wiederholter, im Griechisch-Römisch nicht erlaubter, Beinarbeit disqualifiziert wurde. Damit schrumpfte der Rückstand der Spartaner beim 13:11 auf zwei Punkte, und eigentlich sollte Murad Kuramagomedov gegen Kevin Henkel die erste Führung bringen. Doch Henkel wuchs über sich hinaus und begrenzte die Niederlage auf 6:10 – nach acht Kämpfen stand es 13:13.
Mit Blick auf das Finale war klar: Im letzten Duell war Ruslan Kudrynets gegen den stilartfremd ringenden Seyfullah Kaya aus der Freiburger Zweiten klar vorne zu erwarten. Also hieß die Aufgabe für Dawid Wolny im vorletzten Kampf, die wahrscheinliche Niederlage gegen Leon Gerstenberger so klein wie möglich zu halten – er ließ nur drei Wertungspunkte zu – Jörg Sänger: „Dawid hat den Kampf seines Lebens gemacht.“, sodass Kudrynets anschließend ungefährdet den Deckel draufmachte und den 17:15-Auswärtssieg der Spartaner fixierte.
Dieser Erfolg bringt nicht nur zwei weitere Bundesligapunkte, sondern auch die Erinnerung, dass Partien gegen vermeintlich leichtere Gegner keine Selbstläufer sind – ein wertvoller Weckruf zum Ende der Vorrunde, die der Titelverteidiger auf Rang zwei hinter Kleinostheim und vor Burghausen abschloss. Nächsten Samstag (19.30 Uhr) startet mit dem Heimkampf gegen den KSC Hösbach die Rückrunde – traditionsgemäß mit gewechselten Stilarten.
RKG Freiburg 2000 – ASV Schorndorf 15:17 (11:7)
61 kg FR: Lapp – Sigle 16:0 TÜ (4:0). 130 kg GR: Ovsjanikov – Krahmer 0:16 TÜ (4:4). 66 kg GR: Rusu – Karl 10:0 PS (7:4). 98 kg FR: Schäfle – Al Ameri 16:0 TÜ (11:4). 71 kg FR: Fischietti – Musaev 0:8 PS (11:7). 86 kg GR: Bur – Nakaev 4:0 PS (13:7). 75 kg GR: Petic – Lomadze 0:13 DQ (13:11). 80 kg FR: Henkel – Kuramagomedov 6:10 PS (13:13). 75 kg FR: Gerstenberger – Wolny 3:0 PS (15:13). 80 kg GR: Kaya – Kudrynets 1:17 TÜ (15:17).


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