Niederlage gegen Kleinostheim – Wiedergutmachung in Weingarten
Ein intensives Bundesliga-Wochenende liegt hinter den Ringern des ASV Schorndorf. Am Freitagabend musste sich der Deutsche Mannschaftsmeister im Heimkampf dem SC Kleinostheim mit 11:17 geschlagen geben, ehe das Team nur einen Tag später mit einem 17:13-Auswärtserfolg beim SV Germania Weingarten eindrucksvoll zurückschlug.
Freitag: Kleinostheim nutzt seine Chance auf Revanche
In der Neuauflage des Bundesliga-Finales der vergangenen Saison musste der ASV Schorndorf zum Heimauftakt eine 11:17-Niederlage gegen den SC Kleinostheim hinnehmen.
Perfekte Vorbereitung in neuer Heimstätte
Schon früh am Morgen hatten zahlreiche Helfer dafür gesorgt, dass die neue Heimstätte in Plüderhausen rechtzeitig für den Bundesligaauftakt vorbereitet war. Auch die zweite Mannschaft war im Einsatz und gab mit einem klaren 28:9-Erfolg in der Landesliga gegen den RSV Benningen den positiven Auftakt zum Ringerwochenende.
Doch bereits an der Waage wurde deutlich, dass die Gäste aus Unterfranken auf Wiedergutmachung aus waren. Während die Schorndorfer auf mehrere Athleten verzichten mussten – unter anderem wegen des Großen Preises von Kroatien und der Vorbereitung auf die U23-WM –, trat Kleinostheim in Bestbesetzung an und entschied sechs der zehn Begegnungen für sich.
Zum Auftakt musste Burak Demir eine 2:11-Niederlage gegen Niklas Stechele hinnehmen. Anschließend sorgte Jello Krahmer im Schwergewicht für den ersten Höhepunkt: Gegen Franz Richter punktete das Schorndorfer Eigengewächs früh doppelt und blieb über die gesamte Kampfzeit der aktivere Ringer. Am Ende stand ein verdienter 4:0-Punktsieg.
Eine starke Vorstellung zeigte auch Nachwuchsmann Kevin Karl gegen den EM-Dritten Arslanbek Salimov. Obwohl der 18-Jährige mit 1:13 unterlag, erfüllte er seine taktische Aufgabe, nicht technisch unterlegen zu verlieren, mit Bravour.
„Wenn man hoch verliert, kann man natürlich nicht zufrieden sein, aber ich fühle mich dennoch gut mit dem Ergebnis“, sagte Kevin Karl nach seinem Kampf. „Ich muss mich erst noch an die vielen Zuschauer und die Anfeuerungen gewöhnen – das kannte ich bisher noch nicht. Das wird aber mit jedem Kampf besser werden und ich freue mich darauf, viele Erfahrungen in der Bundesliga zu machen und irgendwann nicht mehr nur mitzuringen, sondern auch Punkte für mein Team zu holen.“
Nachdem auch Ertugrul Agca gegen Joshua Morodion knapp unterlag, lag der ASV schnell mit 2:8 zurück. Das Trainerduo Sedat Sevsay und Jörg Sänger hatte im Vorfeld mit einem Erfolg von Agca gerechnet, im Duell von Ayub Musaev gegen Nachyn Kuular jedoch eher eine enge Niederlage erwartet. Doch der Belgier drehte in der Schlussminute auf, baute seine 3:2-Führung noch auf 7:2 aus und verkürzte damit zur Pause auf 4:8.
Einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Gäste lag im Duell von Ahmet Yilmaz gegen Pascal Eisele. Beim Stand von 1:1 brachte ein Kopfhüftschwung des Kleinostheimers die Wende und bescherte ihm vier Punkte. Zwar kam der WM-Dritte aus der Türkei noch auf 3:5 heran, doch der Mannschaftspunkt blieb beim SC Kleinostheim.
Kurzzeitig kam bei den Zuschauern wieder Hoffnung auf, als Ibrahim Ghanem vorzeitig gegen Deniz Menekse siegte und Murad Kuramagomedov mit einem 12:2-Erfolg gegen Christoph Henn nachlegte.
Kleinostheim dreht den Kampf in der Schlussphase
Doch die erfahrenen Fans wussten, dass die 11:9-Führung nur eine Momentaufnahme war – denn Ruslan Kudrynets und Dawid Wolny trafen noch auf die beiden Kleinostheimer Spitzenringer Alexandrin Gutu und Rasul Shapiev. Beide bestätigten ihre Favoritenrollen eindrucksvoll und sorgten mit klaren Überlegenheitssiegen für die entscheidenden Punkte zum 17:11-Endstand für Kleinostheim.
„Angesichts unserer personellen Situation haben wir bei der Aufstellung alles richtig gemacht. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und konnten Athleten wie Burak Demir testen“, bilanzierte Trainer Jörg Sänger nach der Begegnung.
Ergebnis:
ASV Schorndorf – SC Kleinostheim 11:17 (4:8)
61 kg FR: Demir – Stechele PS 2:11 (0:3). 130 kg GR: Krahmer – Richter 4:0 PS (2:3). 66 kg GR: Karl – Salimov 1:13 PS (2:6). 98 kg FR: Agca – Morodion 1:4 PS (2:8). 71 kg FR: Musaev – Kuular 7:2 PS (4:8). 86 kg GR: Yilmaz – Eisele 3:5 PS (4:9). 75 kg GR: Ghanem – Menekse 16:0 TÜ (8:9). 80 kg FR: Kuramagomedov – Henn 12:2 PS (11:9). 75 kg FR: Wolny – Shapiev 0:16 TÜ (11:13). 80 kg GR: Kudrynets – Gutu 0:19 PS (11:17).
Samstag: Starke Reaktion in Weingarten
Nur 24 Stunden nach der Heimniederlage zeigte der ASV Schorndorf die passende Antwort: Beim SV Germania Weingarten gewann das Team um Coach Jörg Sänger mit 17:13 und bewies Moral nach dem Rückschlag vom Vortag.
In der Klasse bis 61 kg rückte Dominik Sigle für den angeschlagenen Burak Demir ins Team, musste sich aber Horst Lehr vorzeitig geschlagen geben.
Über viele Jahre hatte sich Jello Krahmer im griechisch-römischen Stil bis 130 Kilogramm an Eduard Popp die Zähne ausgebissen. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Nach seinem Erfolg in der vergangenen Saison setzte sich das Schorndorfer Eigengewächs auch diesmal gegen die ehemalige deutsche Nummer eins durch. Er gewann 3:0.
ASV-Coach Jörg Sänger zeigte sich anschließend begeistert von seinem Schützling: „Jello hatte ein fantastisches Wochenende mit zwei Siegen gegen seine beiden größten deutschen Konkurrenten. Er hat damit seine Stellung als Nummer eins in Deutschland untermauert.“
Kevin Karl durfte am Samstag seinen ersten Bundesliga-Sieg feiern. Noch einen Abend zuvor hatte der 18-Jährige darüber gesprochen, dass er irgendwann einmal Punkte für sein Team holen wolle – und nun gelang ihm dies gleich beim nächsten Auftritt: Gegen Janis Heinzelbecker zeigte er eine starke Leistung, gewann deutlich mit 9:3 und holte damit zwei wichtige Mannschaftszähler zum 17:13-Erfolg des ASV.
Eine Überraschung gelang Ertugrul Agca mit seinem 7:3-Punktsieg gegen Gadzhimurad Magomedsaidov. Gegen den Junioren-Europameister der Jahre 2016 und 2017 startete der 25-Jährige stark und sammelte bereits in der Anfangsphase mit einem Takedown und einem Durchdreher wichtige Punkte. Zwar kam der Aserbaidschaner zwischenzeitlich auf 3:5 heran, doch Agca behielt die Nerven und entschied den Kampf mit einem cleveren Konter sechs Sekunden vor Schluss endgültig für sich.
„Ertugrul war zusammen mit Kevin Karl der Matchwinner“, freute sich Coach Jörg Sänger. „Ein so deutlicher Sieg gegen einen ausländischen Top-Ringer ist ein absoluter Big Point für das ganze Team.“
Neuzugang Hamza Alaca feierte im Freistil bis 71 kg einen gelungenen Einstand und punktete den Engländer Danoush Jowkar mit 15:7 aus – Pausenstand 9:4 für Schorndorf.
Aufgrund der angespannten personellen Situation rückte Ahmet Yilmaz wie schon am Vortag eine Gewichtsklasse höher auf und erkämpfte gegen Florian Neumaier ein 1:1, gab dabei aber einen Mannschaftszähler ab, da sein Gegner die letzte Wertung machte.
Ein wahres Spektakel boten Ibrahim Ghanem und Otar Abuladze. Zunächst sah alles nach einem klaren Sieg des Weingartener Georgiers aus, doch der französische Europameister startete eine beeindruckende Aufholjagd: Aus einem 1:15-Rückstand machte er ein 20:16, bevor sein Gegner verletzt aufgeben musste – ein emotionaler Höhepunkt des Abends.
ASV sichert sich souverän den Auswärtssieg
Weil auch Murad Kuramagomedov einen Überlegenheitssieg feierte, war der Schorndorfer Gesamterfolg bereits nach acht Kämpfen bei einer 17:5-Führung gesichert. Die abschließenden Niederlagen von Dawid Wolny und Ruslan Kudrynets fielen nicht mehr ins Gewicht.
Mit diesem Auswärtssieg fand der ASV Schorndorf direkt zurück in die Spur und kann nun selbstbewusst auf den vierten Kampftag blicken. Am Freitag (20.30 Uhr) empfängt der Titelverteidiger in der Hohberg-Sporthalle in Plüderhausen den punktgleichen Rivalen Wacker Burghausen – ein echtes Spitzenduell.
Ergebnis:
SVG Weingarten – ASV Schorndorf 13:17 (4:9)
61 kg FR: Lehr – Sigle 16:0 TÜ (4:0). 130 kg GR: Popp – Krahmer 0:3 PS (4:2). 66 kg GR: Heinzelbecker – Karl 3:9 PS (4:4). 98 kg FR: Magomedsaidov – Agca 3:7 PS (4:6). 71 kg FR: Jowkar – Alaca 7:15 PS (4:9). 86 kg GR: Neumaier – Yilmaz 1:1 PS (5:9). 75 kg GR: Abuladze – Ghanem 16:20 AS (5:13). 80 kg FR: Weinhold – Kuramagomedov 1:16 TÜ (5:17). 75 kg FR: Wagin – Wolny 2:0 AS (9:17). 80 kg GR: Kusaka – Kudrynets 16:0 TÜ (13:17).


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