Knappe Niederlage dank starker Teamleistung
Das war nichts für schwache Nerven: Die Ringer des ASV Schorndorf haben den Hinkampf des Bundesliga-Halbfinales beim SV Wacker Burghausen zwar knapp mit 15:16 verloren, aber für den Rückkampf am nächsten Samstag in der Schorndorfer Grauhalde eine gute Ausgangsposition geschaffen. Wie man es bei den Duellen gegen den Serienmeister aus Oberbayern inzwischen kennt, wurden die zehn Kämpfe sowohl auf als auch neben der Matte überaus hitzig geführt. Challenges der Trainer, Verwarnungen für Ringer, Proteste gegen Wertungen und über 1.100 tobende Zuschauer – in einer solch emotionsbehafteten und knisternden Stimmung muss man auch als Profisportler erstmal bestehen können. „Die Jungs haben das mit Bravour gemacht. Sie haben einen Mega Teamgeist an den Tag gelegt, der letztendlich nach einer fast aussichtslosen ersten Halbzeit, sich herangekämpft und am Ende eine knappe Niederlage erkämpft. Sie haben sich weder von den Fans noch von verschiedenen Aktionen ihrer Gegner aus dem Konzept bringen lassen“, konstatierte ASV-Coach Jörg Sänger seinem Team eine Bestleistung. Dabei sah es zur Halbzeitpause nach den ersten fünf Mattenduellen gar nicht danach aus. Mit 12:4 waren die Hausherren in Führung gelegen, sie hatten vier der fünf Kämpfe gewonnen. Und doch legten die Schorndorfer Athleten gerade in diesen Duellen die Grundlage dafür, dass ihre ausländischen Ringer mit ihren Siegen in der zweiten Halbzeit, dass die knappe Niederlage am Ende sich wie ein kleiner Sieg anfühlte.
Zum Einstieg musste Burak Demir die technische Überlegenheit seines Gegners Gulomjon Abdullaev, Bronzemedaillengewinner von Paris, anerkennen – eine einkalkulierte Niederlage. Dass jedoch auch Jello Krahmer gegen Ramsin Azizsir vorzeitig gewinnen würde, war trotz eines Gewichtsvorteils nicht unbedingt abzusehen. „Jello hat seine bislang beste Leistung der ganzen Saison abgeliefert und seine Körpersprache hat von Beginn an gezeigt, dass er nicht nur gewinnen, sondern die volle Punktzahl holen möchte. Wahnsinn, welchen Siegeswillen er an den Tag gelegt hat“, schwärmte Jörg Sänger von der Leistung des Olympiateilnehmers. Nicht ganz nach Plan liefen dagegen die Duelle von Georgios Scarpello gegen Witalis Lazovski und von Ertugrul Agca gegen Erik Thiele. Bei Scarpello hatte das Trainerduo Jörg Sänger und Sedat Sevsay einkalkuliert, dass der 22-Jährige zwei bis drei Mannschaftspunkte abgibt, am Ende stand aber eine vorzeitige Niederlage mit vier abgegebenen Zählern zu Buche. Ertugrul Agca war mit einer 2:0-Führung zwar auf Kurs, ging dann aber in den zweiten drei Minuten zu viel Risiko und wurde ausgekontert. Am Ende hieß es 2:2 mit einem Mannschaftspunkt für seinen Gegner aufgrund der letzten Wertung. Eines der Schlüsselergebnisse war die 0:10-Punktniederlage von Dawid Wolny gegen Iszmail Muszukajev. „Dawid hatte in den letzten Wochen immer wieder mal Kritik einstecken müssen, heute hat er aber gezeigt, was für ein absoluter Teamplayer er ist. Seine Aufgabe gegen den Weltmeister und Olympia-Fünften war es, den Kampf nicht vorzeitig zu verlieren und damit keine vier Mannschaftspunkte abzugeben. Unglaublich, wie ihm das gelungen ist“, so Jörg Sänger. „Dass er statt vier nur drei Punkte abgegeben hat, war wie ein versteckter Punktgewinn für uns und hat uns mit einer sehr positiven Stimmung in die Kabine gehen lassen. “Nach der Pause taten die ausländischen Ringer genau das, weshalb ihre Coaches sie aufgestellt hatten: Sie gewannen beherzt und hochkonzentriert ihre Kämpfe. Akzhol Makhmudov landete gegen Roland Schwarz einen 9:3-Punktsieg. Ibrahim Ghanem gewann 14:1 gegen Michael Widmayer in einem hart geführten Kampf in dem jede Wertung ausgekämpft wurde und Murad Kuramagomedov brachte sein Team mit einem 5:2-Punktsieg gegen Zelimkhan Khadjiev auf 12:11 heran. Die vorzeitige Niederlage von Shamil Ustaev gegen Ex-Weltmeister David Baev war im Matchplan ebenso einkalkuliert wie zwei bis drei Mannschaftspunkte für Ahmet Yilmaz im letzten Kampf des Abends gegen Idris Ibaev. Dass der türkische WM-Dritte den ex-U23-Weltmeister jedoch nach nicht mal vier Minuten technisch überlegen besiegen würde, überraschte auch seine Coaches. Jörg Sänger: „Das hat schon an eine Sensation gegrenzt und Ahmet hat gezeigt, wie wertvoll er für unser Team ist. Er hat uns zum Schluss von 16:11 auf 16:15 herangebracht und für eine gute Ausgangsposition für nächsten Samstag gesorgt. “Jetzt ist erstmal das Physio- und Ärzteteam des ASV Schorndorf gefragt, um in den nächsten Tagen die kleinen Blessuren der Athleten zu versorgen. Für Sedat Sevsay und Jörg Sänger dreht sich dagegen alles darum, welche zehn Ringer sie am Samstag ins Rennen schicken, um nicht nur den Ein-Punkte-Rückstand wettzumachen, sondern auch den Einzug in das Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft perfekt zu machen. Zur Erinnerung: Im Viertelfinale holten die Schorndorfer im Rückkampf einen Sieben-Punkte-Rückstand gegen Mainz auf und zogen dadurch ins Halbfinale ein.
Im zweiten Halbfinale überraschte der SC Kleinostheim am Samstagabend mit einem deutlichen 17:11- Auswärtssieg beim KSC Hösbach.
SV Wacker Burghausen – ASV Schorndorf 16:15 (12:4)
61 kg FR: Abdullaev – Demir 16:0 TÜ (4:0).
130 kg GR: Azizsir – Krahmer 0:16 TÜ (4:4).
66 kg GR: Lazovski –Scarpello 15:0 TÜ (8:4).
98 kg FR: Thiele – Agca 2:2 PS (9:4).
71 kg FR: Muszukajev – Wolny 10:0 PS (12:4).
86 kg GR: Schwarz – Makhmudov 3:9 PS (12:6).
75 kg GR: Widmayer – Ghanem 1:14 PS (12:9).
80 kg FR: Khadijev – Kuramagomedov 2:5 PS (12:11).
75 kg FR: Baev – Ustaev 16:1 TÜ (16:11).
80 kg GR: Ibaev – Yilmaz 0:16 TÜ (16:15).
Text: Scherlinzky/ J.Sänger/ H. Kern
Foto: Günter Schmid Schorndorf, den 06.01.2025
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