Großer Bahnhof für Jello Krahmer
Rems-Murr Sport 27.11.2017
Der ASV Schorndorf hat seinen ersten Ringer mit WM-Medaille. Und noch dazu einen, der im Verein groß geworden ist. Klar, dass es zur Rückkehr von Jello Krahmer, der Platz drei bei der U-23-Weltmeisterschaft im polnischen Bydgoszcs belegt hat, einen großen Bahnhof gab.
Der Freude der Schorndorfer Ringer über den Coup des 22-Jährigen kann sich auch der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer nicht entziehen. Hans Kern vom ASV hat den Text des Ringerlieds kopiert, verteilt, mit den ersten Gästen im Courage geübt und kurzerhand auch den OB verpflichtet. In voller Lautstärke schmettert dann zwar hauptsächlich Hans Kern, Jello Krahmer ist dennoch begeistert. Dabei hat er noch die zwölf Stunden Autofahrt zurück aus Polen in den Knochen. Aber mit einem solchen Erfolg im Rücken steckt man auch das weg. Die Bronzemedaille hängt um seinen Hals, was nicht nur die Willkommensgäste freut, sondern auch Jello beruhigt. „In den ersten Stunden nach dem Kampf habe ich ständig Angst gehabt, dass mir jemand die Medaille wieder wegnimmt“, erzählt er. Und selbst jetzt ertappe er sich manchmal noch dabei. Vereins-Chef Andreas Kusche: „Einfach wunderschön“. Mit diesem Erfolg hatte niemand gerechnet.
Sedat Sevsay, Stiefvater und einer seiner Trainer (Krahmer: „Mein Rundum-Sorglos-Paket“), wäre schon mit einer Platzierung unter den ersten acht zufrieden gewesen, klammheimlich habe er auf Platz fünf gehofft. Aber Dritter der U-23-WM im griechisch-römischen Stil, Schwergewicht? „Sensationell“, fällt dazu ASV-Chef Andreas Kusche ein. „Einfach superschön.“ Kusche kennt Krahmer von Anfang an. Bei den Schulmeisterschaften war er entdecktworden. Er sei kein großes Talent gewesen, „er hat sich das schwer erarbeitet“, sagt Kusche. „Aber wenn sich einer das verdient hat, dann der Jello.“ So denken hier alle. Selbst der OB. „Das ist ein supernetter Kerl“, sagt er. Unter anderem
deshalb ist es im ASV-Training zu der kuriosen Situation gekommen, dass die Ringer die Hand nicht am Gegner, sondern an Handy oder Tablet hatten, um die Liveübertragung von Krahmers Kampf zu verfolgen. Lautstark hätten sie ihn unterstützt, erzählen Kern und Kusche. Mit Erfolg. Bei der Europameisterschaft zu Beginn des Jahres ist Krahmer schon einmal im Kampf um Platz drei gestanden – und hat verloren. Das habe er durchaus noch im Kopf gehabt, sagt Krahmer, und da komme schon auch mal ein Zweifel hoch, aber: „Ich
habe mir dann intensiv vorgestellt, wie ich auf dem Podium stehe.“ Positives Denken und eine ramponierte Trainernase Positives Denken mit Happy End. Mitgeholfen dazu habe die gute Vorbereitung durch die Trainer und womöglich auch das intensive Warmkämpfen mit Stiefvater Sedat Sevsay, dessen ramponierte Nase davon zeugt. Von Jello Krahmers Erfolg profitiert nun auch der ASV. OB Klopfer verspricht 1000 Euro für den Verein und noch einmal 1000 Euro für Jello Krahmer. Was Silke Olbrich vom Sportkreis Rems-Murr ein wenig in die Bredouille bringt. „Da muss ich erst mit unserem Kassier reden.“ Vier Kämpfe an einem Tag hat Jello Krahmer hinter sich bringen müssen, drei davon hat er gewonnen. Einen aber, im Halbfinale gegen den Olympiadritten und späteren Weltmeister Sergey Semenov, hat
er deutlich verloren. 0:9. „Die ersten drei Minuten konnte ich noch dagegenhalten“, sagt Krahmer. „Semenov ist noch ein Level zu hoch für mich.“ Einerseits. Andererseits ist der Russe auch das Ziel, „wo ich hinkommen möchte.“
Jello Krahmer
+ ist 22 Jahre alt, wohnt in Lorch und studiert in Aalen International Sales Management an Technology.
+ Mit dem ASV Schorndorf ist er gerade erst in die Regionalliga aufgestiegen. Er kämpft in der Klasse bis 130 Kilogramm, griechisch-römisch.
+ 2014 war er DM-Dritter bei den Junioren, im April 2017 DM-Dritter bei den Männern. Bei der Junioren-EM
2017 verlor er den Kampf um Platz drei.
+ Weil er so gut ist, hat er Probleme, adäquate Trainingspartner zu finden und muss deshalb oft zu anderen Vereinenfahren.
+ Trotz aller Erfolge bleibt er dem ASV Schorndorf erhalten.
Die Laudatio für Jello Krahmer von Hans Kern:
Unsere Jello ist ein junger Mann, sympathisch und nett der vieles kann,
besonders aber von den vielen Dingen, kann er sehr gut griechisch Römisch Ringen.
Seit über einem Jahrzehnt hat er alles im Lot,
bei der ASV Jugend, Junioren, und Aktiven saß er im Boot.
Und hat von der Pike auf trainiert sehr viel Kondition,
Kraft Ausdauer Schnelligkeit und Technik hat er jetzt schon.
Seine sportlichen Erfolge reihen sich wie auf einer Leiter,
Medaillen bei Bezirks württ. und deutsche Meisterschaften so ging es gerade weiter.
Er musste nie Gewicht machen, es war alles in Butter,
gefordert von Wummy (Sedat Sevsay) und behütet von Sonja seiner Mutter.
Bei der U 23 EM in Ungarn machte er einen Satz
und erreichte dort einen respektablen fünften Platz.
Doch jetzt, nach seinen 22. Geburtstag war er so weit,
bei der U 23 WM in Polen da war er bereit
und erkämpfte sich gegen den Japaner den dritten Platz,
seine Mannschaftskameraden im Training machten Rabatz!
Sie Sahen ihn im Handy gemeinsam und feuerten ihn an,
Jello Du bist der Hammer du bist unser Mann.
Mit seinem Team in der Oberliga wurde er Meister
mit seinem familiären Team sogar 3. U 23 Weltmeister.
Darum sind wir alle hier um dich zu feiern heut,
vielen Dank an Silvy vom Courage für die Ausrichtung, was uns alle freut!
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