Schulringen finanziell auf der Kippe

(Schorndorfer Nachrichten 08.12.17)

Weil der ASV Schorndorf seine Schule-Verein-Kooperationen schon im laufenden Schuljahr nicht mehr weiterführen kann, wenn er über das hinaus, was WLSB, Stadt und die jeweilige Schule zu diesem Ganztagsbetreuungsangebot beisteuern, keine finanzielle Unterstützung bekommt, hat er sich entschlossen, eine Crowdfunding-Aktion zu starten mit dem Ziel, mit Hilfevon Sponsoren und Spendern innerhalb von 16 Tagen 14 000 Euro zu generieren. Das ist der Betrag, der ansonsten am ASV hängenbleiben würde. Für Jugendleiterin Christina Kusche und den Sportlichen Leiter Sedat Sevsay ist klar: Auf der bisherigen finanziellen Basis, die für den Verein in jedem Schuljahr ein enormes und nicht auf Dauer durchzuhaltendes Draufzahlgeschäft ist, lässt sich die mittlerweile mehr als zehn Schorndorfer Schulen – außer allen Grundschulen auch die Albert-Schweitzer-Förderschule und die Gottlieb-Daimler-Realschule – umfassende Kooperation Schule-Verein nicht mehr lange aufrechterhalten. Es könne, sagt Christina Kusche, schließlich nicht sein, dass einerseits die Schulen dringend attraktive Angebote für ihre Ganztagesbetreuung bräuchten, es andererseits aber keine ausreichende Finanzierung gebe, weil vor allem in der Politik Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander lägen. Die Jugendleiterin weist mit Blick darauf, dass andere Vereine sich aus der Ganztagesbetreuung wegen der zu erwartenden Defizite schnell wieder zurückgezogen haben oder erst gar nicht eingestiegen seien, darauf hin, dass auch beim ASV Schorndorf mit Mikhail Arodz ein hauptamtlicher Trainer für die Ganztagesbetreuung angestellt sei, der einen bestimmten Stundensatz brauche, umfinanziell einigermaßen über die Runden zu kommen und eine Familie ernähren zu können. Die 14 000 Euro, die der ASV inzwischen jährlich in diese seit vier Jahren laufenden Kooperationen stecke, seien mehr als ein Drittel der Gesamtaufwendnungen, sagt Christina Kusche. Und da sind viele, vor allem auch von ihr selber ehrenamtlich geleistete Stunden noch gar nicht berücksichtigt. ASV gewinnt über die Kooperation Jugendliche für den eigenen Verein Sedat Sevsay ist es in diesem Zusammenhang auch wichtig zu betonen, dass der ASV mit seinem Engagement in den Schulen „einen großen sozialen Dienst“ leistet. Dies auch vor dem Hintergrund, dass Ringen ein Sport oft für die untere Mittelschicht und für Kinder aus sozial schwächeren Familien – nicht selten mit Migrationshintergrund ist. Ein Sport also auch, der die Integration fördert und Kinder anspricht, die sich mit der deutschen Sprachenoch schwertun. „Beim Ringen geht viel mit Zeigen“, sagt der Sportliche Leiter des ASV, der aber auch keinen Hehl daraus macht, dass der ASV Schorndorf sein Engagement auch mit eigenen Interessen verbindet. Die Kooperation Schule-Verein sei fester Bestandteil des eigenen Nachwuchsleistungs-Förderkonzepts, weil dies eine gute und in Zeiten von Ganztagesbetreuung immer mehr die einzige Möglichkeit sei, überhaupt noch an Kinder und Jugendliche heranzukommen und sie für den Vereinssport zu gewinnen. Die Rechnung ist durchaus aufgegangen: Waren vor fünf Jahren noch vier Kinder im Jugendtraining des ASV, so sind es mittlerweile regelmäßig um die 30 – alle so im Alter von sieben bis 14 Jahren. Und in diesem Training tummeln sich derzeit 14 verschiedene Nationalitäten. All diese sozialen Aspekte sind auch der Grund dafür, dass sich der ASV – bestärkt noch durch einen missglückten Versuch in Weiler– dagegen entschieden hat, für sein Ganztagesangebot in den Schulen keinen Eltern-Angeboten durchaus der Fall ist.Also muss das fehlende Geld anderswo herkommen, und da hofft der ASV, dass sich viele Sponsoren und Kleinspender an der jetzt – pünktlich zum letzten Heimkampfdes in Regionalliga aufgestiegenen ASV am Samstagabend – startenden Crowdfunding-Aktion beteiligen und das Projekt „Ringen und Raufen als präventives Angebot in Schulen“, wie es offiziell heißt, dann vielleicht auch über diese einmalige Aktion hinaus unterstützen. Mitglieder, Fans, Eltern, Freunde, Kollegen – alle sind angesprochen, diese Aktion gerne auch mit Kleinbeträgen ab einem Euro zu unterstützen. Wobei fünf Euro besser sind, weil die BW-Bank aus einem Fördertopf auf jede Fünf-Euro-Spende weitere fünf Euro zuschießt – bis maximal 2000 Euro. „Wir geben der Gesellschaft etwas und hoffen, dass wir durch kleinere und größere Beträge wieder etwas zurückkriegen“, wirbt Christina Kusche durchaus selbstbewusst für die Crowdfunding-Aktion. Bei der ist wichtig zu wissen: Das eingegangene Geld wird zunächst einmal auf einem Treuhandkonto verwahrt, weil alle Unterstützer ihren Einsatzwieder zurückbekommen, wenn innerhalb von 16 Tagen die die festgelegte Summe zusammenkommt. Halbe Sachen gibt es in diesem Fall also nicht.

Crowdfunding
+ Wer sich näher mit der Crowdfunding-Aktion – was übersetzt „Schwarmfinanzierung“ oder „Gruppenfinanzierung“ bedeutet – und dem dahinterstehenden Projekt befassen will, kann dies tun unter https://projekt-bw-crowd.de/ringen-statt-raufen.
+ Wie beim Sponsoring können sich die Unterstützer je nach Höhe ihres Beitrags im Gegenzug Prämien auswählen, die sie allerdings nur erhalten, wenn die 10 000 Euro tatsächlich zusammenkommen.
+ Für 200 Euro beispielsweise gibt’s ein zweistündiges individuelles Fitnesstraining mit dem frisch gekürtenWeltmeisterschaftsdritten Jello Krahmer. Für 20 Euro unter anderemeinen Verzehrgutschein für die SchoWo am ASV-Stand. Und wer die Schirmherrschaft eines Ringers für einen Kampf übernehmen will, muss mit50 Euro dabei sein.

 

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